Künstliche Intelligenz und Zukunftsgestaltung bei #beBETA2025

Zwei Tage voller Inspiration, Diskussion und Zukunftsperspektiven – das war die #beBETA2025 in Berlin. Der Digitalkongress des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) bot intensive Einblicke, spannende Impulse und einen offenen Austausch rund um eine zentrale Frage: Wie machen wir digitalen Journalismus zukunftsfähig? 

bebeta2025
BDZV/Zumbansen

Andreas Schmutterer, Vorsitzender der Geschäftsleitung Mediengruppe Pressedruck und Vorsitzender der AG Digital, eröffnete die Konferenz in der Alten Münze. Er betonte die Etablierung des E-Papers als Premiumprodukt und hob hervor, dass Paid Content im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent gestiegen sei. Zudem verzeichneten die digitalen Netto-Werbeerlöse der Zeitungen eine Steigerung von etwa 35 Prozent in sechs Jahren. Schmutterer unterstrich die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und appellierte, die Zukunft gemeinsam zu gestalten.

Dr. Karsten Wildberger, seit Mai neuer Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung, stellte seine digitale Agenda für Deutschland vor. „Es geht um das Mindset und um digitale Geschäftsmodelle, die ein Boost für die Gesellschaft sein können“, erklärte Wildberger vor rund 300 Gästen aus Medien und Wirtschaft. Er betonte die Rolle des Journalismus als Rückgrat der Demokratie und die Notwendigkeit einer wertebasierten Digitalisierung. Wildberger stellte das Konzept eines „Next Germany“ vor, in dem der Staat als Vorreiter in Sachen Digitalisierung agiert. Er hob hervor, dass Deutschland zu einem führenden KI-Standort werden soll, wobei der lokale Journalismus als strategischer Vorteil erhalten bleiben müsse.

Carsten Knop, Herausgeber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, kritisierte die Dominanz der Digitalkonzerne und warnte davor, dass Verlage nicht zu reinen Zulieferern für große Tech-Unternehmen werden dürfen. Er appellierte an die Branche, ihre Unabhängigkeit zu bewahren und eigene digitale Strategien zu entwickeln.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel und KI-Expertin Léa Steinacker entwarfen ein Zukunftsbild von Mensch und Maschine. Ihr Fazit: Hochwertiger Journalismus werde bestehen, wenn er Haltung, Handwerk und Tiefe bietet.

Stephanie von Unruh, Geschäftsführerin Nordwest Mediengruppe, präsentierte innovative Ansätze wie die Bildung von Thementeams und den Einsatz der eigenen KI „Sopi.io“ zur automatisierten Layout-Gestaltung, wobei die Endabnahme durch die Redaktion erfolgt. Sie berichtete von hoher Leserresonanz auf thematisch gebündelte Inhalte und stellte Live-Journalismus als neues Ziel zur Umsatzsteigerung vor<s>.</s>

Dr. Christian Röhm, Geschäftsführer Röhm Medien („Sindelfinger Zeitung“ / „Böblinger Zeitung“), betonte die Notwendigkeit schnellerer Digitalisierung. Er stellte das Konzept „Fokus OX“ vor, nach dem die Mediengruppe auf die jeweiligen Stärken von Mensch und Maschine setzt und diese proaktiv in die Organisationsstruktur einbringt. Er hob die Bedeutung ultra-lokaler Inhalte hervor und präsentierte Maßnahmen zur Kundenbindung, wie das Versenden lokaler Geschenke nach der ersten Zahlung, was die Kündigungsrate signifikant senkte.

Julia Tran, COO Mediahuis Aachen, erläuterte Strategien zur Steigerung der Digital-Abos, insbesondere durch die Bindung der Abonnenten in den ersten 100 Tagen. Sie stellte den „Freundeskreis“ vor, ein kostenloses Mehrwertprogramm mit bereits 16.000 registrierten Abonnenten, das Vertrauen und Markenbindung stärkt.

Cecil von Busse, General Manager Politico Germany, sprach über den Erfolg von Politico Pro, dem Abo-Geschäft mit politischen Newslettern, und betonte die Bedeutung von spezialisiertem politischem Journalismus, der sowohl überzeugt als auch verkauft.

Im Rahmen der #beBETA2025 wurde auch der Nova Innovation Award 2025 verliehen. Lesen Sie hier, welche Projekte die begehrten Preise abgeräumt haben und was sie so besonders macht.

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So war 2025: Impressionen von #beBETA in der Alten Münze in Berlin

Chefredaktionen und die Auswirkungen von KI im Fokus von Tag 2

Der zweite Konferenztag startete mit einem Best Case in Sachen Digitalisierung. Birte Hackenjos, CEO der Haufe Group, präsentierte die Transformation des Konzerns, der mit mehreren Marken und 2.500 Mitarbeitenden einen Umsatz von 500 Millionen Euro erzielt. Sie berichtete von über einer Million Anfragen an die KI-Anwendung CoPilot Tax seit dem Start im Mai 2024 und stellte mit Haufe x360 ein neues Cloud-ERP-System für den Mittelstand vor. KI werde in allen Bereichen genutzt, und eine unternehmensweite KI-Akademie wurde gestartet, so Hackenjos.

Parallel zum Hauptprogramm auf der Main Stage trafen sich die Vertreterinnen und Vertreter der Chefredaktionen zum vertraulichen Austausch. „Integrate AI or Die“ – mit dieser klaren Botschaft brachte Stephanie von Unruh die Dringlichkeit in Sachen KI auf den Punkt. Gemeinsam mit Markus Knall, Chefredakteur von Ippen Media, und Kartellrechts-Experte Prof. Dr. Thomas Höppner zeigte sie, wie Verlage KI strategisch nutzen können – von individualisierbaren Inhalten und effizienteren Workflows bis hin zur digitalen Sichtbarkeit im Spannungsfeld mit Plattformen wie Google. Das Fazit: KI ist keine Option, sondern Voraussetzung für zukunftsfähigen Journalismus – entscheidend sind Geschwindigkeit, Kompetenzaufbau und der Mut zum Wandel. Mehr zu der Konferenz erfahren Sie bald exklusiv im Newsletter Chefredaktionen.

Larissa Pohl vom Gesamtverband Kommunikationsagenturen GWA plädierte für eine Neujustierung der Plattformen, Medien und Werbewirtschaft. Pohl, CEO von WPP Open X und Europe Lead für The Coca-Cola Company, stellte fünf Forderungen auf, darunter die gesellschaftliche Verantwortung der Werbungtreibenden bei der Finanzierung unabhängiger journalistischer Angebote und die klare Unterscheidbarkeit journalistischer Inhalte von anderen Inhalten.

Sönke Marahrens, Oberst der Bundeswehr und Experte für hybride Kriegsführung, thematisierte hybride Bedrohungen und die zunehmenden Cyberangriffe auf Medienhäuser. Er betonte die Notwendigkeit, ein neues Verständnis für Desinformation zu entwickeln und resilient zu werden, um die Demokratie zu schützen.

Prof. Dr. Thomas Höppner analysierte die Auswirkungen von KI-Antwortmaschinen auf Geschäftsmodelle. Er wies darauf hin, dass KI-Agenten wie Googles AI Mode Nachrichten zusammenfassen, ohne auf Nachrichtenseiten zuzugreifen, und mahnte die anwesenden Verlagsvertreter, nicht auf Lizenzgebühren für journalistische Inhalte zu verzichten. Er appellierte an die Medienhäuser, ihre Alleinstellungsmerkmale zu betonen und aktiv gegen die Ausbeutung journalistischer Inhalte durch die Tech-Konzerne vorzugehen.

Georg Burtscher, Geschäftsführer Russmedia Österreich, berichtete von einer Effizienzsteigerung von 50 Prozent durch den Einsatz verschiedener KI-Agenten und Tools, die Zeit sparen und Prozesse optimieren.

Margret Seeger, Group Head of AI Rheinische Post Mediengruppe, stellte die KI-Strategie der „Rheinischen Post“ vor, die u.a. eine unternehmensweite KI-Basisschulung umfasst. Sie betonte die Qualitätssteigerung im Kundenservice durch KI, insbesondere bei der Automatisierung ähnlicher Fälle wie Reklamationen und Urlaubsunterbrechungen.

Daniel Kempf, Geschäftsführer pd digital - Mediengruppe Pressedruck, präsentierte das „Revenue Driven Design“-Framework, das Design als Business-Instrument nutzt, um die Monetarisierung über die gesamte Mediengruppe zu verbessern. Durch automatisierte Anpassung der Werbeintensität und Abo-Marketing sowie die Steuerung der Ausspielkanäle über Loyalitätsklassen wurde das Verhältnis von Umsatz und Reichweite verbessert. In einer Expertenrunde diskutierten Daniel Kempf, Margret Seeger, Markus Knall und Georg Burtscher die Frage, was gewinnt und was verloren geht, wenn Medienhäuser KI einsetzen.

Die #beBETA2025 hat erneut bewiesen: Journalismus ist und bleibt unverzichtbar für eine lebendige Demokratie, gerade im digitalen Zeitalter. Expertinnen und Experten zeigten eindrucksvoll, dass mit den richtigen Rahmenbedingungen und einer durchdachten Integration technologischer Entwicklungen digitaler Journalismus auch morgen noch stark, relevant und vielfältig sein wird.