Theodor-Wolff-Preis 2024 geht an Helene Bubrowski, Issio Ehrich, Fabian Huber, Agnes Polewka und Thilo Adam
„Als Vorsitzland der Rundfunkkommission setzen wir uns in Rheinland-Pfalz besonders für eine vielfältige und freie Medienlandschaft ein, denn Medienpolitik ist immer Demokratiepolitik.” Das erklärte der Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, bei der Verleihung des Journalistenpreises der Digitalpublisher und Zeitungsverleger – Theodor-Wolff-Preis (TWP) vor gut 300 geladenen Gästen in Berlin. „Wir brauchen Qualitätsjournalismus und unabhängige Medien für das Funktionieren unserer Demokratie. Ich gratuliere daher den herausragenden Journalistinnen und Journalisten, die für ihre Verdienste mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet werden. Ihr starker und unabhängiger Journalismus ist für unsere Demokratie unverzichtbarer denn je und verdient unsere höchste gesellschaftliche Anerkennung.”
Und dies sind die Preisträger der renommiertesten Auszeichnung, die die Zeitungsbranche zu vergeben hat:
In der Kategorie Meinung geht der Preis an Helene Bubrowski für ihren in der Jahresendausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erschienenen Kommentar „Frohes neues Jahr“. Bubrowski halte ein erfrischendes Plädoyer für Fröhlichkeit und Gelassenheit. Die hinter ihrem Stück liegende Frage: „Warum sind wir eigentlich alle so zornig?“ beantworte sie in einem „tollen Ton, der unsere Zeit sehr gut reflektiert“, heißt es dazu von der Jury.
In der Kategorie Reportage zeichnet die Jury Issio Ehrich für „Generäle an die Macht“ aus, erschienen in der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit. Die Jury bewertete es „als sensationelle journalistische Leistung“, dass Ehrich mit dem Ausbrechen der Konflikte in Niger als erster Journalist in das Land kam. Der Autor erschließe dem Publikum eine Welt, „von der wir kaum etwas wussten“, und arbeite obendrein im Hintergrund das koloniale Erbe Afrikas ein, hier den anhaltenden Einfluss Frankreichs. „Eine außergewöhnliche Rechercheleistung“, urteilte die Jury.
Die Würdigung in der Kategorie Bestes lokales Stück erkennt die Jury Fabian Huber für seine Reportage „On the Road“, erschienen in der Augsburger Allgemeinen“, zu.Die Jury würdigte den Text als witzig geschrieben, voller origineller Formulierungen. Huber stieg für seinen Text zu Truckern in den Lastwagen und machte sich mit ihnen auf die Reise. „Der Autor hat uns auf die Straße mitgenommen und die Männer hinter den Lenkrädern in ihrer Unterschiedlichkeit und Rauheit porträtiert“, urteilte die Jury.
Erfolgreich in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt ist Agnes Polewka mit ihrem Nachrufe-Podcast „WeiterLeben“ für den Mannheimer Morgen. Hier werde Lokaljournalismus in guter Weise weiterentwickelt, befand die Jury. Polewkas Podcast über verstorbene Mannheimer Bürgerinnen und Bürger im Gespräch mit Familie und Freunden sei „mehr als ein Nachruf, eher ein nachgetragenes Porträt“. Hervorgehoben wurde zudem die positive und gerade nicht trauervolle Tonalität der Nachrufe.
Beim Thema des Jahres „Der Nahostkonflikt und Deutschland – die geforderte Gesellschaft“ vergibt die Jury den Preis an Thilo Adam und Zeit online für den Beitrag „“Sie behaupten, es sei Widerstand“. Adam schildert am Tag nach dem Überfall auf Israel verstreute Szenen aus Berlin-Neukölln, darunter eine Gruppe junger Männer mit Migrationshintergrund, die vermutlich zum Feiern in die Innenstadt gekommen ist. Hier lobt die Jury die „vielen kleinen, genauen Beobachtungen, die Ausgewogenheit der Berichterstattung angesichts der Emotionalität des Themas, die präzise Einordnung des Gehörten, ohne dass der Autor eine Wertung vornimmt“. All dies habe Adam binnen kürzester Zeit zusammengetragen.