„Frankfurter Allgemeine Zeitung“: Autor Bülent Mumay droht Haft in der Türkei
Bülent Mumay, Autor der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, war im Mai 2023 von einem Strafgericht in Istanbul zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Die Berufung gegen dieses Urteil wurde nun abgelehnt. Damit droht Mumay die Inhaftierung.
Das Gericht sprach Mumay schuldig, weil er sich der Zensur eines regierungsnahen Bauunternehmens widersetzt hatte. Dieses Unternehmen hatte bei einer Ausschreibung einen Auftrag im Wert von rund einer Milliarde Euro erhalten. Der Istanbuler Bürgermeister Ekrem İmamoğlu stoppte die Zahlungen, woraufhin das Unternehmen einen Kredit pfändete, den die Stadt Istanbul für den Bau der Metro aufgenommen hatte. Ein Gericht hatte angeordnet, dass Berichte über den Fall in der Presse und in den sozialen Medien gesperrt werden. Mumay veröffentlichte den Beschluss der Zugangssperre und wurde verurteilt, weil er angeblich „persönliche Daten“ illegal veröffentlicht habe.
Die Herausgeber der FAZ erklärten: „Bülent Mumay hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Er hat seine Arbeit gemacht, und nach europäischen Standards ist Regierungen eine kritische Beobachtung durch Journalisten zuzumuten. Demokratien leben von Meinungs- und Pressefreiheit. Wir weisen jeglichen Versuch zurück, Berichterstatter politisch und juristisch zu drangsalieren. “
Bülent Mumay schreibt seit Sommer 2016 in der FAZ den „Brief aus Istanbul“ und arbeitet für die Deutsche Welle (DW) als Koordinator der Redaktion DW Türkisch in Istanbul. Der Sender plant, den Fall vor das türkische Verfassungsgericht zu bringen.
Bereits im Mai 2023 hatten sich auch die Organisation Reporter ohne Grenzen und das PEN-Zentrum Deutschland dem Protest der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Deutschen Welle gegen das Urteil angeschlossen.