VBZV: Bayerische Zeitungsverleger tagen digital

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Die bayerischen Zeitungsverleger sind zu Ihrer jährlichen Tagung zusammengekommen. Wegen der andauernden Corona-Pandemie fand die Mitgliederversammlung des Verbands Bayerischer Zeitungsverleger e.V. (VBZV) erstmals virtuell, als Videokonferenz, statt.

Andreas Scherer, der Erste Vorsitzende, unterstrich in seiner Begrüßung die überragende Bedeutung der freien und unabhängigen Presse. Sie zeige sich gerade jetzt, in der Krise. Die Nachrichtenangebote der bayerischen Zeitungen erführen durch Corona eine große Nachfrage und eine hohe Wertschätzung. Besonders in diesen Zeiten suchten die Menschen nach vertrauenswürdigen Informationen. „Hier“, so Scherer, „kann die Zeitung als Qualitätsmedium punkten“.

Die gedruckte Zeitung sei in der Corona-Krise ein Stabilitätsfaktor, heißt es in einer Mitteilung des Verbands. Aber auch die digitalen Angebote der Verlage seien aktuell sehr begehrt. Ihre Reichweiten sind seitdem um bis zu 65 Prozent gestiegen. Fast die Hälfte der Verlage verzeichnet auch im kostenpflichtigen Bereich, beispielsweise bei Digital-Abos, Zuwächse von bis zu 40 Prozent. Das gelte auch für Bayern.

Zugleich stellte Scherer aber auch klar, dass Corona für die eigene Branche die größte wirtschaftliche Herausforderung der Nachkriegsgeschichte ist. Vor allem das Anzeigengeschäft sei durch den Lockdown eingebrochen und werde sich nur langsam wieder erholen. Auch andere Verlagsbereiche, etwa Veranstaltungen oder der Ticketverkauf, seien durch Corona zum Erliegen gekommen. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien im Home-Office oder in Kurzarbeit.

Der Kostendruck in den bayerischen Verlagen habe durch die Corona-Krise massiv zugenommen. Sorge bereitet hier vor allem die Zustellung der gedruckten Zeitung. Durch sinkende Printauflagen und staatliche Eingriffe sind die Zustellkosten in den letzten 5 Jahren um 41 Prozent gestiegen. Diese Kostenexplosion können die Verlage nicht mehr kompensieren. „Um die logistische Meisterleistung einer täglichen und flächendeckenden Zustellung weiterhin anbieten zu können, muss die Politik nun endlich handeln“, so Scherer. „Die Infrastrukturförderung, die der Bundestag letztes Jahr beschlossen hat, wurde immer noch nicht ausgezahlt. Jetzt, in der Krise, ist sie aber besonders dringlich.“

Ende 2019 hatte der Deutsche Bundestag für die Förderung der Zustell-Infrastruktur von Tageszeitungen und Anzeigenblättern eine Summe von 40. Millionen Euro bereitgestellt, das Geld aber gesperrt, bis ein staatliches Förderkonzept vorliegt. Nach brancheninternen Berechnungen ist bundesweit mindestens die zehnfache Summe pro Jahr nötig, um das System einer flächendeckenden Zustellung aufrecht erhalten zu können.

Die Verbandstagung befasste sich auch mit der geplanten Umsetzung der Europäischen Urheberrechts-Richtlinie in deutsches Recht. Zu dem sog. Diskussionsentwurf, den das Bundesjustizministerium dazu vorgelegt hat, waren sich die Verbandsmitglieder einig: Er privilegiert vor allem die großen Internet-Plattformen. „Mit diesem Entwurf“, so Verbandsvorsitzender Scherer, „gibt man uns Steine statt Brot. Wir hoffen, dass vor allem das europäische Leistungsschutzrecht noch deutlich verbessert wird. Wie man dieses Recht schnell und entschlossen umsetzt, hat Frankreich ja bereits demonstriert. Wir brauchen endlich einen effektiven Schutz vor der Ausbeutung unserer Inhalte im Netz“.

Auch satzungsgemäße Beschlüsse fasste die Mitgliederversammlung. Dazu gehörte die Neufassung der Verbandssatzung, mit der die digitalen Tochterunternehmen der Mitgliedsverlage als eigenständige Mitglieder in den VBZV aufgenommen werden können. „Damit“, so Hauptgeschäftsführer Markus Rick, „können wir die digitale Transformation unserer Branche noch besser sichtbar machen und vorantreiben“.