Meta verdient Milliarden mit mutmaßlich betrügerischer Werbung
Der US-Konzern Meta (Facebook, Instagram, WhatsApp) steht nach umfangreichen Reuters-Recherchen weltweit in der Kritik: Interne Dokumente legen nahe, dass das Unternehmen bis zu zehn Prozent seines Jahresumsatzes 2024 – rund 16 Milliarden Dollar – mit Werbung für Betrugsmaschen, verbotene Produkte und Fake-Promi-Kampagnen verdient hat. Demnach sollen auf den Meta-Plattformen täglich etwa 15 Milliarden betrügerische Anzeigen ausgespielt worden sein. Auch Watson und Ars Technica berichten auf Basis der Reuters-Auswertung.
Laut der Recherche durften sogar Werbetreibende, die Metas interne Systeme mit 80–90 Prozent Wahrscheinlich als betrügerisch identifizierte, weiter Anzeigen schalten. Statt sie zu sperren, erhob der Konzern höhere Anzeigentarife als Strafe. Nutzerinnen und Nutzer, die auf betrügerischen Werbeanzeigen klickten, erhielten über den Algorithmus anschließend noch mehr betrügerische Inhalte angezeigt.
Meta sei laut den Reuters vorliegenden Dokumenten über Jahre nicht in der Lage – oder bereit – gewesen, die Flut riskanter Anzeigen zu stoppen. Interne Regeln sollen zudem dazu geführt haben, dass selbst massive Verstöße folgenlos blieben: Einige Werbekunden („High Value Accounts“) sammelten über 500 registrierte Verstöße, ohne blockiert zu werden.
Auch Fake-Promi-Kampagnen waren ein Schwerpunkt: Meta forderte intern, diese besonders zu verfolgen – nicht primär zum Schutz der Nutzerinnen und Nutzer, wie es heißt, sondern wegen möglicher Reputationsschäden gegenüber Werbepartnern und prominenten Persönlichkeiten.
Meta weist Vorwürfe zurück
In einer Stellungnahme erklärte Meta, die Reuters-Recherchen würden „eine selektive Sichtweise“ zeigen. Die interne Umsatzschätzung von zehn Prozent entspreche nicht mehr dem aktuellen Stand – ohne jedoch eine alternative Zahl zu nennen. Laut Meta seien 2025 bislang 134 Millionen betrügerische Anzeigen entfernt worden; Nutzerbeschwerden seien um 58 Prozent gesunken.
Aufsichtsbehörden erhöhen den Druck
Die Enthüllungen kommen zu einem Zeitpunkt, in dem weltweit Regulierungsvorhaben gegen Social-Media-Betrug zunehmen:
- USA: Die Börsenaufsicht SEC ermittelt gegen Meta wegen mutmaßlicher Förderung von Finanzbetrug.
- Großbritannien: Laut einer Aufsichtsbehörde waren Metas Plattformen 2023 an 54 Prozent aller Verluste durch Zahlungsbetrug beteiligt – mehr als alle anderen Netzwerke zusammen.
- Europa: Experten fordern verbindliche Transparenzpflichten, öffentliche Werberegister und klare Haftungsregeln für Plattformen, die nachweislich von Betrug profitieren.
Der frühere Meta-Sicherheitsmanager Rob Leathern verlangt zudem, Nutzer aktiv zu warnen, wenn sie auf nachweislich betrügerische Anzeigen geklickt haben – anstatt sie algorithmisch mit weiteren Scam-Ads zu konfrontieren.
Konsequenzen für Medienhäuser und Verlage
Für die Pressebranche unterstreichen die Enthüllungen erneut, wie unkontrolliert und anfällig für Missbrauch große Werbeplattformen agieren und wie dringend notwendig faire Wettbewerbsbedingungen im digitalen Anzeigenmarkt sind. Während Verlage strengen journalistischen, rechtlichen und werblichen Standards unterliegen, profitieren marktmächtige Plattformen weiterhin von Intransparenz und unregulierten Geschäftsmodellen.