DLM-Gutachten: KI-Suchmaschinen gefährden Meinungsvielfalt und journalistische Wertschöpfung

Die Integration generativer Künstlicher Intelligenz in Suchmaschinen verändert die Informationsordnung grundlegend – mit potenziell fatalen Folgen für Medienvielfalt und demokratische Willensbildung. Das zeigt ein aktuelles Gutachten des Medienwissenschaftlers Prof. Dr. Dirk Lewandowski im Auftrag der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM).

Titelbild Studie
Screenshot BDZV

Das Gutachten belegt: Suchmaschinen wie Google und Bing verschmelzen zunehmend Such- und Antwortsysteme, indem sie Nutzern direkt KI-generierte Texte („AI Overviews“ bzw. „AI Mode“) anzeigen. Während klassische Suchsysteme bisher als Vermittler externer Inhalte fungierten, werden sie mit den eigenständig formulierte Textantworten zu Content-Anbietern – auf Kosten der Sichtbarkeit journalistischer Quellen. Redaktionelle Angebote verschwinden buchstäblich hinter den KI-generierten Texten.

Journalismus verliert an Sichtbarkeit

Laut Untersuchung besteht die erhebliche Gefahr, dass die Sichtbarkeit redaktioneller Angebote dadurch „drastisch“ sinkt. Untersuchungen zeigen Traffic-Verluste zwischen 18 und 50 Prozent für Publisher. Die Folge: Reichweite, Werbeerlöse und Refinanzierung unabhängiger Berichterstattung geraten massiv unter Druck. „Dies bedroht die Refinanzierung der Inhaltsproduktion, die für eine vielfältige Informationslandschaft unerlässlich ist“, so Lewandowski.

Langfristig gefährde diese Entwicklung die Informations- und Meinungsvielfalt im Netz. Wenn unabhängiger Journalismus wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sei, würden politische, wirtschaftliche und ideologische Interessen den Informationsraum dominieren.

Der BDZV teilt diese Einschätzung:

Suchmaschinen, die zu Antwortmaschinen werden, entziehen dem freien Journalismus die Grundlage. „Wenn Google seine KI-Antworten an die Stelle journalistischer Quellen setzt, verlieren wir nicht nur Informationsvielfalt. Wir verlieren auch Transparenz und letztlich Vertrauen“, so der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV).

Nutzerinnen und Nutzer müssen prüfen können, woher Informationen stammen, nach welchen Standards sie entstehen und wer dafür die Verantwortung übernimmt. „Redaktionen ordnen Fakten, prüfen Informationen und stellen Zusammenhänge her. Das ist kein Algorithmus-Job – das ist ein demokratischer Auftrag“, kommentiert der BDZV.

Solange zentrale Fragen zu Transparenz, Haftung, Quellenschutz, Urheberrechten und algorithmischer Steuerung ungeklärt bleiben, fordert der Verband ein Aussetzen des Google-AI-Mode in Deutschland. Zudem müsse gesetzlich verankert werden, dass marktbeherrschende Anbieter von Suchmaschinen und Betriebssystemen nicht gleichzeitig als Medienanbieter agieren dürfen.