Reporter ohne Grenzen: Pressefeindliche Stimmung nimmt zu

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF) hat in ihrer jetzt veröffentlichten „Nahaufnahme Deutschland“ eine zunehmend pressefeindliche Stimmung in der Bundesrepublik ausgemacht.

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Reporter ohne Grenzen e.V.

Demnach zählte RSF für 2023 41 Übergriffe auf Medienschaffende. Im Jahr 2022 waren es 103. Zum Vergleich: 2019, vor der Pandemie, waren es 13. Der starke Anstieg der Übergriffe während der Corona-Pandemie sei also noch nicht vollständig auf das Vor-Pandemie-Niveau zurückgegangen. Bei den Übergriffen handelte es ich der Organisation zufolge am häufigsten um „Tritte und Faustschläge oder Schläge mit Gegenständen wie Fackeln oder Trommel-Schlegeln“.

Zudem registriert die Organisation eine „immer pressefeindlichere Stimmung“, die sich im Land ausbreite. „Im vergangenen Jahr wurden Reporter wieder verprügelt, ihre Ausrüstung wurde zerstört und ihnen wurde im Internet massiv gedroht. 2024 startete unter anderem mit der brutalen Körperverletzung eines Journalisten am Rande einer Demonstration in Leipzig. Zudem beobachten wir eine gefährliche neue Art der Aggression: Landwirte haben kürzlich mit Trecker-Blockaden und Misthaufen die Auslieferung von Zeitungen in mehreren Bundesländern verhindert”, sagt Michael Rediske, Mitgründer der deutschen Sektion von RSF und amtierendes Vorstandsmitglied.

Eine zunehmend negative Einstellung gegenüber den Medien hatte auch die BDZV-Studie „Medien zwischen Achtung & Ächtung - Eine Untersuchung zur Kluft zwischen Medienakzeptanz und Medienaversion in Ost- und Westdeutschland“ bereits im September 2023 festgestellt und herausgefunden, dass es in dieser Hinsicht eine gesellschaftliche Spaltung gibt:  Während das eine Lager – zu dem die große Mehrheit von 75 Prozent der Deutschen zählt – grundsätzlich Vertrauen in die Medien und ihre Arbeit hat, begegnet ihnen ein Viertel der Deutschen ausgesprochen kritisch. Die Studie legt nahe, dass Misstrauen und Ablehnung gegenüber Medien meist kein isoliertes Phänomen sind, sondern einhergehen mit einer allgemeinen Systemkritik. Die ganzen Ergebnisse gibt es hier.