Jahrestagungen: Bayerische und niedersächsische Verleger fordern mehr Unterstützung von der Politik

Auf ihren Jahreshauptversammlungen haben die bayerischen und niedersächsischen Verleger ein nachlassendes Engagement der Politik für die Pressefreiheit kritisiert und mehr Unterstützung bei der Digitalisierung gefordert.

Cl. Attenkofer'sche Buch- und Kunstdruckerei / Westdörp VBVZ-Vorsitzender Andreas Scherer (li.) und VNZV-Vorsitzender Jochen Anderweit (re.).

Die Demokratie werde von vielen verschiedenen Seiten angegriffen, sagte der Vorsitzende des Verbandes Nordwestdeutscher Zeitungsverlage und Digitalpublisher (VNZV), Jochen Anderweit, anlässlich der Jahreshauptversammlung des Landesverbands am 19. April in Celle. „Uns allen bekannt sind die unzähligen Fake News, die sich vor allem in den sogenannten sozialen Medien rasend verbreiten“, sagte Anderweit.

Um solchen demokratiefeindlichen Bestrebungen entgegenzuwirken, gebe es den Artikel 5 des Grundgesetzes, der die Presse als vierte Gewalt festschreibe.

Basis für einen guten Journalismus bleibe aber wirtschaftlicher Erfolg. „Ohne diesen wirtschaftlichen Erfolg können wir nicht als unabhängige privatwirtschaftliche Medienhäuser, die durch guten Journalismus unsere Demokratie beschützen, bestehen“, betonte Anderweit. Politiker würden zwar in Gespräch mit ihm stets zugestehen, dass eine freie Presse wichtig für die Demokratie sei und die Bedingungen immer schwieriger würden. Wenn er aber nachfrage, was die Politiker zu tun gedenken, damit die freie Presse erhalten bleibe, dann komme „nichts“, stellte der VNZV-Vorsitzende fest. „Man könnte die Politik der unterlassenen Hilfeleistung bezichtigen. Ich sag mal: Das ist aktive Sterbehilfe!“

Cl. Attenkofer'sche Buch- und KunstdruckereiDr. Markus Söder spricht bei der Jahreshauptversammlung des VBZV, die zu Gast war bei der Mediengruppe Attenkoffer in Straubing.

Zeitlich befristete Hilfe für den Medienwandel

Andreas Scherer, Vorsitzender des Verbands Bayerischer Zeitungsverleger (VBZV), stellte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) heraus, dass die Transformation der Branche gut vorangehe. „Wir erreichen über diese Kombination aus Print und Digital 77 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung“, sagte Scherer. „Das ist eine insgesamt extrem positive Nachricht.“

Mit ihrer großen Reichweite leisteten die Verlage einen wesentlichen Beitrag für den Erhalt der Demokratie, betonte Scherer weiter. „Die Politik braucht Zugang zu den Menschen, die sich analog informieren, und Zugang zu den Menschen, die sich digital informieren. Beides können wir leisten.“

Die Politik müsse deshalb der Branche beim Medienwandel helfen, so Scherer. „Wir brauchen keine dauerhafte Unterstützung. Wir brauchen eine Unterstützung für die Transformation zum Digitalen - zeitlich befristet.“

Die Ampelkoalition habe sich die Presseförderung ausdrücklich in den Koalitionsvertrag geschrieben. Trotz vieler Ankündigungen vom Bundeskanzler bis zu den Parteivorsitzenden sei aber nichts passiert. „Die Ampel steht für uns weiterhin auf Rot“, sagte Scherer auf der Jahreshauptversammlung des VBZV am 22. April in Straubing.

Die bayerischen Zeitungsverleger beendeten ihre Jahrestagung mit einem Festabend im historischen Rittersaal des Straubinger Herzogschlosses. Eingeladen hatte die Mediengruppe Attenkofer, in der auch die „Landshuter Zeitung“ erscheint. Sie wird, wie Verleger Dr. Martin Balle in seinem Grußwort stolz hervorhob, in diesem Jahr 175 Jahre alt.

Prof. Dr. Martin Balle
Cl. Attenkofer'sche Buch- und KunstdruckereiProf. Dr. Martin Balle, Verleger der Mediengruppe Attenkofer, lud den VBZV nach Straubing ein und begrüßte die zahlreichen Gäste.