Helene Bubrowski
Kurzbiographie der Nominierten in der Kategorie Meinung 2024
Helene Bubrowski, Jahrgang 1981, ist Stellvertretende Chefredakteurin des journalistischen Start-ups Table.Media und Co-Host des News-Podcast Table.Today. Die gebürtige Hamburgerin war zuvor elf Jahre lang Redakteurin bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, von 2018 bis 2023 Korrespondentin in der Parlamentsredaktion in Berlin. Sie studierte Rechtswissenschaften in Köln und Paris, absolvierte ihr Referendariat am Kammergericht Berlin und schrieb ihre Promotion im Völkerrecht. Seit 2024 hat sie einen Lehrauftrag an der Universität Köln. 2023 erschien ihr Buch „Die Fehlbaren“ im dtv-Verlag.

Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Der notorischen Schlechtrednerei etwas entgegenzusetzen, die öffentliche Meinungsbildung nicht den Empörten und Verbitterten zu überlassen, treibt mich schon lange um. Gerade in Deutschland übertrumpft die Nörgelsucht zu oft die Bereitschaft zur Wertschätzung all dessen, was gelingt und schon gelungen ist. Der Text entstand als Reaktion auf den beunruhigenden Ansehensverlust von Politik und den sinkenden Respekt vor staatlichen Institutionen. Es ist der Versuch, einen anderen Blick zu wagen, etwas Gelassenheit, vielleicht sogar Leichtigkeit in der Analyse unserer politischen und gesellschaftlichen Wirklichkeit zuzulassen.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Ein Plädoyer zu mehr Optimismus läuft schnell Gefahr, als naiv oder gar zynisch missverstanden zu werden. Außerdem kämpft man mit der dem Journalismus eigenen und durch die Gesetzmäßigkeiten der Aufmerksamkeitsökonomie verstärkten Gewohnheit, die Dinge eher schlechter als besser zu sehen. Sich explizit für eine andere Sichtweise zu entscheiden, heißt auf der anderen Seite aber nicht, den Blick vor den ernsthaften Problemen zu verschließen. Dieses Gleichgewicht zu halten, hat mich während es Schreibens herausgefordert, aber auch motiviert.
Wie wurden Sie unterstützt?
Der Arbeit an dem Text gingen intensive Gespräche voraus, mit Freunden, Familie und vor allem den Kollegen der FAZ-Redaktion.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Journalisten sind Beobachter, nicht Akteure. Sie dienen dem Informationsinteresse der Regierten und nicht dem Darstellungsdrang der Regierenden. Ihre vornehmste Pflicht ist es, die Welt zu erkunden und zu beschreiben, Fragen zu stellen, den Zweifel zuzulassen. Handwerk statt Haltung, Tiefe statt These, Aufklärung statt Aufstachelung. Wir sollten die Kontrollfunktion, die Kritik der Mächtigen nicht mit anmaßender Besserwisserei verwechseln. Und wir sollten auch den Mut zur selbstkritischen Betrachtung aufbringen, zur Fehlerkultur in eigener Sache.
Was braucht ein herausragender Artikel?
In der Entstehung: einen offenen, neugierigen Blick, der auch dem Unkonventionellen, Randständigen Beachtung schenkt. Und mehr Zeit als die Hektik des Redaktionsalltags erlaubt. In der Wirkung: Worte und Bilder, die hängen bleiben – im Kopf und (warum nicht?) im Herzen. Und wir müssen nicht immer nicken: Ein Text ist gut, wenn man sich an ihm reibt, er darf auch irritieren, uns aufrütteln.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Ich freue mich auf einen schönen Abend.