Wahlplakate neu gedacht: Mit QR-Codes zur informierten Entscheidung
Um die Landtagswahl in Bayern für die Menschen im Alltag sichtbarer zu machen, verknüpfte ein Redaktionsteam der Augsburger Allgemeinen Online klassische Wahlplakate mit digitalen Inhalten. Im Interview verraten Jonathan Lindenmaier, Maria-Mercedes Hering und Fabian Kluge, Journalisten der Augsburger Allgemeinen Online, wie die Idee entstand, welche Herausforderungen sie meistern mussten und wie das innovative Format zur informierten Wahlentscheidung beitrug. Das Projekt wurde für den Theodor-Wolff-Preis 2024 nominiert.
Was hat Euch dazu motiviert, dieses Projekt zu starten, und wie seid Ihr auf die Idee gekommen, ein Out-of-Home-Format mit digitalen Inhalten zu verknüpfen?
Die Landtagswahl in Bayern war für uns als Redaktion der wahrscheinlich wichtigste Termin des Jahres. Neben Standardformaten wie Podcasts und Videos wollten wir auch neue Formate ausprobieren. Wir haben uns gefragt: Wie können wir unseren Journalismus im Alltag der Menschen sichtbar machen? Die Antwort: Wir bringen unsere Inhalte dorthin, wo die Menschen sich jeden Tag bewegen – im Park, in der Stadt, auf dem Weg zur Schule oder zur Kita. Am Ende hingen dann zwischen den Wahlplakaten der Parteien mit den üblichen Slogans auch unsere Poster. Mit dem Unterschied, dass man bei uns tatsächlich erfahren hat, was genau in den Parteiprogrammen steht. So wollten wir zu einer informierten Wahlentscheidung beitragen.
Wie viel Zeit habt Ihr für die Planung und Umsetzung gebraucht, und welche besonderen Ressourcen oder Voraussetzungen waren nötig, um dieses innovative Format umzusetzen?
Die Idee entstand auf einem Redaktionsworkshop etwa vier Monate vor der Wahl. Zunächst haben wir viel Zeit damit verbracht, Orte für die Plakate zu finden und die Erlaubnis einzuholen, sie dort aufzuhängen. Bei der Gestaltung der Plakate haben wir eng mit unserem Grafik-Team zusammengearbeitet. Das war tatsächlich eine Ressource, die wir so noch nie eingesetzt haben. Für die Artikel, auf die die QR-Codes verlinkt waren, haben wir versucht, möglichst multimedial zu arbeiten: Wir haben interaktive Grafiken gebaut, Audioguides eingesprochen, Wahlprogramme gelesen und zusammengefasst.
Jonathan Lindenmaier, Maria-Mercedes Hering und Fabian KlugeFür die Artikel, auf die die QR-Codes verlinkt waren, haben wir versucht, möglichst multimedial zu arbeiten: Wir haben interaktive Grafiken gebaut, Audioguides eingesprochen, Wahlprogramme gelesen und zusammengefasst.
Mit welchen KPIs habt Ihr den Erfolg des Projekts gemessen, und welche dieser Kennzahlen waren für Euch besonders entscheidend?
Die Artikel waren frei zugänglich. Deshalb war für uns vor allem die Reichweite der einzelnen Artikel entscheidend. Sie wurden überdurchschnittlich häufig aufgerufen, was wir als Erfolg gewertet haben.
Wie ist das Feedback von Leserinnen und Lesern sowie von politischen Parteien ausgefallen? Gab es unerwartete Reaktionen auf diesen neuen journalistischen Ansatz?
Das Feedback, das wir erhalten haben, war überwiegend positiv. Interessant zu sehen war für uns auch, wie unterschiedlich die einzelnen Artikel angesteuert wurden. Vor allem die Themen Arbeit und Soziales stießen auf großes Interesse.
Habt Ihr vor, das Format bei künftigen Wahlen oder zu anderen Themen wieder einzusetzen? Welche Weiterentwicklungen oder Anpassungen plant Ihr für die Zukunft?
Ja, wir haben schon darüber nachgedacht, das Projekt für kommende Wahlen neu aufzulegen. Gerade bei Kommunalwahlen könnte es interessant sein, weil die Menschen die Auswirkungen ihrer Wahlentscheidung häufig noch unmittelbarer spüren, gleichzeitig aber das Informationsangebot geringer ist als bei Landtags- oder Bundestagwahlen. Beim nächsten Mal würden wir aber wahrscheinlich früher anfangen, Genehmigungen einzuholen – um so noch mehr Plakate in der Stadt aufhängen zu können.
Und zum Abschluss eine persönliche Frage: Welche Innovation hat Euch in letzter Zeit besonders begeistert?
Vor kurzem ist uns ein sehr ähnliches Projekt aufgefallen: Ein Redakteur der Allgemeinen Zeitung hat mit Leserinnen und Leser im Mai einen Stadtspaziergang zur Kommunalwahl in Bingen unternommen. Eine schöne Idee, mit der man die Leserinnen und Leser an die Zeitung binden kann.
Jonathan Lindenmaier, Maria-Mercedes Hering und Fabian Kluge wurden mit ihrem Projekt „Dein Wahl(rund)gang – Eine interaktive Stadtführung zur Landtagswahl in Bayern“ (Augsburger Allgemeine Online) in der Kategorie „Bestes lokales Digitalprojekt“ für den Theodor-Wolff-Preis 2024 nominiert.
Hier geht es zum Nominiertenfilm für den Theodor-Wolff-Preis.