Zwischen Lokaljournalismus und KI
Die Ibbenbürener Volkszeitung treibt Innovation voran
Die digitale Transformation stellt kleine Verlage vor große Herausforderungen. Mit klarer Strategie, innovativen Ansätzen und gezielter Zusammenarbeit zeigt die Ibbenbürener Volkszeitung, wie Wandel gelingt. Im Interview spricht Geschäftsführer Matthias Litzenburger über die Entwicklungen seit 2023 und zeigt, wie kleine Lokalverlage mit wenig Ressourcen weiterkommen.

Was waren seit 2023 die wichtigsten Fortschritte bei der digitalen Transformation der Ibbenbürener Volkszeitung?
Seit 2023 haben wir bei der Ibbenbürener Volkszeitung entscheidende Fortschritte gemacht. Ein großer Schritt war die Umstellung unrentabler Zustellgebiete auf digitale Angebote. Es macht uns zuversichtlich, dass wir ein Jahr nach der Umstellung 90 Prozent der Abonnenten halten konnten. Gleichzeitig konnten wir die Reichweite und das Engagement unserer digitalen Angebote in den letzten zwei Jahren um 50 Prozent steigern.
Besonders stolz sind wir darauf, dass fast 90 Prozent unseres Traffics direkt zu uns kommen – ein wertvolles Signal für die Bindung unserer Leser. Während die IVW-Auflage nur noch leicht zurückgeht, erleben wir ein starkes Wachstum bei unseren nicht IVW-gemeldeten PUR-Abos. Wenn wir unseren Kurs halten, erwarten wir 2025 einen stabilen voll zahlenden Kundenbestand. Das gibt uns langfristig Sicherheit und Perspektive.
Matthias LitzenburgerDie Kombination aus strategischer Klarheit und einer agilen Arbeitsweise hat uns nachhaltig in die digitale Welt geführt.
Was hat aus Ihrer Sicht den größten Unterschied gemacht, um Ihr Haus erfolgreich in die digitale Welt zu führen?
Der wichtigste Erfolgsfaktor war für uns bislang eine klare Strategie, die alle Bereiche unseres Hauses einbindet – von der Marktbearbeitung bis zur Produktentwicklung. Wir haben uns bewusst entschieden, eigene digitale Produkte zu entwickeln und dabei gezielt mit Partnern zu kooperieren, die inzwischen ebenfalls unsere Produkte nutzen.
Was uns besonders vorangebracht hat, sind die Menschen in unserem Team: die richtige Mischung aus Erfahrung, Kreativität und Umsetzungskompetenz sowie die enge Zusammenarbeit in crossfunktionalen Einheiten. Unsere Teams arbeiten flexibel und pragmatisch: ausprobieren, lernen und konsequent weitermachen. Diese Kombination aus strategischer Klarheit und tendenziell agiler Arbeitsweise hat uns nachhaltig in die digitale Welt geführt.

Welche Tipps würden Sie anderen kleinen Lokalverlagen geben, die mit begrenzten Ressourcen digitale Innovationen vorantreiben möchten?
Mein wichtigster Tipp: Setzen Sie auf Zusammenarbeit! Kooperationen mit anderen, ähnlich denkenden Verlagen und der Austausch mit Experten – etwa in Programmen wie Drive, Table Stakes oder Mission Local – bieten enormen Mehrwert. Gerade für kleinere Häuser ist es entscheidend, voneinander zu lernen und Ressourcen zu bündeln.
Wissen zu teilen, schafft nicht nur gegenseitige Inspiration, sondern oft auch die Grundlage für gemeinsame Projekte. Und zuletzt: Fokussieren Sie sich auf das Wesentliche. Kleine, machbare Schritte, die schnelle Ergebnisse liefern, sind meist der effektivste Weg, um Innovationen voranzutreiben, ohne wertvolle Ressourcen zu verschwenden.
Matthias LitzenburgerSetzen Sie auf Zusammenarbeit! Für kleinere Verlage ist es entscheidend, voneinander zu lernen, Ressourcen zu bündeln und Wissen zu teilen – das schafft Inspiration und bildet oft die Grundlage für gemeinsame Projekte.
Zum Schluss eine persönliche Frage: Welche Innovation hat Sie in letzter Zeit besonders begeistert?
Mich begeistert nach wie vor die rasante Entwicklung im Bereich Künstlicher Intelligenz. Generative KI, Natural Language Processing und auch Computer Vision gehören für uns zu den Schlüsseltechnologien, die in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht haben. Besonders spannend finde ich generative Agenten – KIs, die immer komplexere Aufgaben übernehmen können.
Das erinnert mich an die Anfänge des Internets, als man spürte, dass etwas Großes auf uns zukommt. Diese Technologien werden nicht nur unsere Branche, sondern die gesamte Welt nachhaltig verändern. Für mich persönlich ist es unglaublich aufregend, dabei zu sein und zu sehen, wie wir diese Innovationen Schritt für Schritt in unsere Arbeit integrieren.
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Hintergrund:
Das Interview knüpft an einen Beitrag von Matthias Litzenburger, Geschäftsführer der Ibbenbürener Volkszeitung, im BDZV-Digitalreport 2023 an. Der vollständige Beitrag ist exklusiv für BDZV-Mitglieder verfügbar. Informationen dazu können über die Nova-Kontaktseite angefordert werden.
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