Sebastian Gubernator
Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Thema des Jahres 2025
Sebastian Gubernator, geboren 1992, wuchs zwischen Eifel und Mosel auf. Nach dem Abitur studierte er Geschichte und Politikwissenschaft in Mainz und Glasgow, anschließend besuchte er die Axel Springer Akademie. Seit 2018 ist er Redakteur der Welt-Gruppe. Für seine Arbeit wurde er mit dem Nannen-Preis ausgezeichnet und vom Medium Magazin zu den „Top 30 bis 30“ im Journalismus gezählt.

Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
2023 las ich in US-Medien von neuen Abtreibungskliniken, unter anderem in Carbondale, einer kleinen, liberalen Stadt im konservativen Süden von Illinois. Mir fiel auf, dass dieser Ort viel über die amerikanische Gesellschaft erzählt. Die großen Konflikte, die das Land spalten, lassen sich dort im Kleinen beobachten. Das fand ich spannend.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Von der Idee zum fertigen Beitrag hat es mehr als ein Jahr gedauert. Andrea Gallegos, die Direktorin der Abtreibungsklinik, konnte ich nach mehreren Versuchen überzeugen, sich mit mir zu treffen. Als ich in Deutschland ins Flugzeug stieg, wusste ich aber nicht, ob sie mich tatsächlich in ihrer Klinik recherchieren lassen würde. Von den Abtreibungsgegnern bekam ich kaum Rückmeldungen, die meisten Kontakte ergaben sich erst vor Ort. Um mit betroffenen Frauen ins Gespräch zu kommen, habe ich mehrere Tage in der Klinik verbracht. Viele wollten nicht reden, aber bei manchen gelang es mir, ihr Vertrauen zu gewinnen. Die größte Herausforderung beim Schreiben war später, eine Sprache zu finden, die dem Konflikt gerecht wird, ohne Partei zu ergreifen.
Von wem wurden Sie dabei unterstützt?
Von vielen Kollegen in der Redaktion, ohne die der Text nicht hätte erscheinen können – angefangen bei meinen Ressortleitern, die eine ziemlich aufwändige Dienstreise ermöglicht und damit journalistischen Mut bewiesen haben. Ich bin eigentlich Nachrichtenredakteur, derart große Recherchen sind in unserem Tagesgeschäft die Ausnahme. Marc Neller, der damals für das Titelthema der „Welt am Sonntag“ zuständig war, erkannte sofort das Potenzial der Geschichte. Und sein Nachfolger Oliver Bilger betreute die Recherche und die Entstehung des Textes.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Die Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen und den Menschen zuzuhören – im Zweifel stundenlang und auch dann, wenn sie gerade etwas erzählen, was vermeintlich nicht zur Geschichte passt. Ich glaube, dieses ehrliche Interesse ist nicht selbstverständlich.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Ein herausragender Artikel hallt im Kopf nach. Was er dafür braucht, das kann ganz unterschiedlich sein: eine unvergessliche Geschichte, einen einzigartigen Gedanken oder eine Erkenntnis, die der Leser ohne die Lektüre nie gewonnen hätte. Da gibt es kein allgemeingültiges Rezept.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Einen schönen Abend mit interessanten Menschen.