Martin Spiewak
Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Meinung 2025
Martin Spiewak, Jahrgang 1964, ist Mitglied des Hauptstadtbüros der "Zeit" in Berlin. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Bildung und Wissenschaft, zudem schreibt er unter anderem zu Medizin- und Familienthemen. 1999 begann er seine Tätigkeit als Redakteur der "Zeit" im Ressort Wissen in Hamburg; 2004 ging er nach Berlin. Er hat Geschichte, Spanisch und Staatsrecht in Hamburg und Madrid studiert und die Deutsche Journalistenschule in München absolviert.

Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Das Thema der „Jungen als Bildungsverlierer“ begleitet mich schon seit längerem, ich hatte dazu immer mal wieder auch etwas geschrieben, aber niemals etwas Größeres. Über die Jahre verdichteten sich die Ergebnisse aus Studien, Bildungsstatistiken immer mehr und verbanden sich – auch angereichert durch eigene Beobachtungen bei Schulbesuchen wie auch im familiären Umfeld – zu einer Erkenntnis: die Jungen hängen echt hinterher. Als dann noch die Wahlergebnisse von jungen männlichen und weiblichen Wählern immer weiter auseinander gingen, war mir klar: Du musst das jetzt einmal im Zusammenhang aufschreiben.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Ich würde sagen, es gab zwei Herausforderungen. Einmal eine spezielle Schreibhemmung: Ich war mir unsicher, ob es wirklich ein Thema ist, in das ich viel Arbeit reinstecken sollte. Denn es gab nur wenige andere Artikel dazu. Und irgendwie schwebte über allem immer der Einwand: Aber Mädchen/Frauen sind doch trotzdem eher benachteiligt als Jungen/Männer. Genau dieses Nullsummen-Spiel-Denken habe ich im Artikel dann thematisiert. Die andere Herausforderung war eher handwerklicher Art: nämlich die vielen Studien, Argumente, Beobachtungen so aufzuschreiben, dass man es auch noch lesen möchte. Deshalb habe ich die reine Essayform an zwei Stellen aufgebrochen und kleine Szenen bzw. Originalstimmen von jungen Frauen und Männern eingebaut.
Wie wurden Sie unterstützt?
Die größte Unterstützung ist die Zeit, die wir bei der ZEIT für Recherche, Nachdenken und Schreiben haben. Und das Vertrauen, das Leuten entgegengebracht wird, die sich lange mit einem Themenfeld beschäftigen.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Es gibt so viele Spielarten von gutem Journalismus! Ich persönlich mag Texte, in denen ich etwas lerne, das ich noch nicht wusste – oder dachte, dass ich es weiß, es aber doch ziemlich anders ist. Solche Texte schreiben meist Kollegen und Kolleginnen, die einer Frage wirklich auf den Grund gehen und sich nicht durch vorgefasste Meinungen, Klischees, Ideologie … benebeln lassen.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Nun ja, schön wäre, wenn ich den Preis gewinne…Daneben nette Kollegen und Kolleginnen zu treffen und eine Stimmung, die guten Journalismus feiert.