Tobi Lang
Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Bestes lokales Stück 2024
Tobi Lang, Jahrgang 1991, ist eigentlich sein ganzes Berufsleben lang ausschließlich Journalist. Erst als Freelancer, unter anderem für die Süddeutsche Zeitung, zeit.de und den Spiegel, vor allem aber für den Verlag Nürnberger Presse (VNP) und die Nürnberger Nachrichten, wo er seit 2012 als Redakteur tätig ist.

Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
2023 war vielleicht das Jahr der Messerattacken unter Jugendlichen. Zahlreiche Fälle gerieten bundesweit in die Schlagzeilen – und auch in Nürnberg gab es eine solche Gewalttat. Die Mutter eines 13-Jährigen, der gerade auf einen gleichaltrigen ehemaligen Mitschüler eingestochen hatte, meldete sich bei mir, weil sie die mediale Darstellung für zu eindimensional hielt. Mich trieb die Frage, wie es zu solchen Eskalationen kommen kann, schon immer um. Deshalb war das die ideale Gelegenheit, tiefer einzutauchen. Verrohen unsere Kinder oder liegt der Fehler im System? Neben vielen Gesprächen mit der Mutter und dem Jungen selbst habe ich versucht, ihre Angaben zu verifizieren, was über interne Ermittlungsakten und Zweitquellen oft gelang - beispielsweise über das Jugendamt und mehreren Psychiatern, die involviert waren. Mir ging es vor allem darum, in der Biografie des Jungen Antworten für die Messerattacken zu finden. Dazu habe ich mit einer Mobbing-Expertin gesprochen, um die Dynamik in den Schulen zu ergründen. Zumindest eine Annäherung an die Wahrheit ist mit dem Text gelungen, finde ich.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Im ersten Schritt war es natürlich nötig, eine gewisse Nähe zu der Mutter und der Familie aufzubauen, damit sie mich an ihrer Geschichte teilhaben lassen. Dementsprechend zeitintensiv war die Recherche auch, denn ich habe fernab der persönlichen Treffen unzählige Stunden mit den Betroffenen telefoniert. Ich glaube, dass es nur dadurch möglich war, dass sie sich derart öffnen konnten und über die Tat sowie über Davids Biografie sprechen wollten. Außerdem war es natürlich nicht ganz einfach, die Angaben der Täterseite zu verifizieren. Tatsächlich besteht zu der Familie noch immer reger Kontakt, denn die Geschichte des Jungen ist noch längst nicht auserzählt. Ich habe auch weitere Artikel zum Fortgang des Falls veröffentlicht.
Wie wurden Sie unterstützt?
Natürlich von mehreren Kollegen, die redigiert und dem Text seinen Feinschliff verpasst haben.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Ich glaube, ehrliches Interesse an einem Thema ist essenziell. Nur dann, wenn man sich bis zu einem gewissen Maß involviert, ohne befangen zu sein, ist man in der Lage, die richtigen Fragen zu stellen. Und nur, wer die richtigen Fragen stellt, bekommt Antworten, die weiterhelfen.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Schwer zu sagen, kommt auf den Artikel an. Um für meinen Text zu sprechen: Es braucht eine Nähe, um Emotionen erfahrbar zu machen. Erst, wenn man versteht, was Menschen antreibt, kann man auch ihr Handeln verstehen.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Einen netten Abend und Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, die allesamt herausragende Arbeiten abliefert haben.