Günter Bannas

Kurzbiographie des Preisträgers für das Lebenswerk

Geboren 1952 in Kassel. Der Journalist und Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) Günter Bannas machte 1971 in Köln Abitur und studierte an der Universität Köln erst vier Semester Geschichte, dann Volkswirtschaftslehre, Finanzwissenschaften, Politische Wissenschaften und Sozialpsychologie. 1979 schloss er mit Diplom ab. Während seines Studiums schrieb er für die katholische Schüler- und Studentenzeitschrift direct und war freier Mitarbeiter in politischen Redaktionen des Deutschlandfunks. 1979 wurde er Nachrichtenredakteur bei der FAZ. 1981 entsandte ihn die Zeitung zur politischen Berichterstattung nach Bonn, wo er in den 1980er Jahren schwerpunktmäßig über die Entwicklung der Grünen schrieb. 1997 wurde er Leiter des Berliner Büros der Süddeutschen Zeitung, wechselte aber ein Jahr später zurück zur FAZ in Bonn, wo er das politische Ressort leitete und mit dem Umzug von Parlament und Regierung ebenfalls nach Berlin ging. Er wurde 2011 mit dem Sonderpreis des Medienpreises Politik des Deutschen Bundestags ausgezeichnet.

2018 ging Günter Bannas in den Ruhestand. Bei seinem Abschied waren unter anderem Politiker wie Bundeskanzlerin Angela Merkel, Olaf Scholz (SPD) und Horst Seehofer (CSU) zu Gast. Bannas ist mit der Berliner Malerin Sabine Schneider verheiratet.

Portraitfoto von Günther Bannas
Günther Bannas

Der Berichterstatter von Markus Günther

Das klassisch gewordene Wort von Hanns Joachim Friedrichs, nach dem ein Journalist sich niemals mit einer Sache gemein machen dürfe, „auch nicht mit einer guten Sache“, wird heute längst nicht mehr vorbehaltlos bejaht. Wenn es doch um eine wirklich gute Sache, um ein hehres Ziel, um wichtige Werte geht – soll man dann als Journalist nicht doch Partei ergreifen? Ist das nicht sogar eine der Kernaufgaben des Journalisten in einer demokratisch verfassten, offenen Gesellschaft? Die Antwort lautet: Journalisten können und müssen sich sehr wohl zu Wort melden mit ihrer Meinung, mit ihren Argumenten, mit Warnungen und Appellen. Doch das alles gehört nur in den als solchen gekennzeichneten Kommentar und hat in der Berichterstattung selbst nichts zu suchen.

Berichterstatter – das Wort beschreibt Günter Bannas besser als Korrespondent, Reporter, Redakteur. Er wollte immer nur dies: Bericht erstatten; den Leser zuverlässig informieren; ein umfassendes und ausgewogenes Bild liefern von dem, was gewesen ist. Es ist eine Haltung, die für jeden Journalisten selbstverständlich sein sollte, unter den Bedingungen eines missionarisch ambitionierten Meinungsjournalismus aber zur Ausnahmeerscheinung geworden ist. Bannas dagegen hat das Mandat der Leser stets ernst genommen. Er hatte den Auftrag, genau hinzusehen und hinzuhören, akkurat zu berichten und sich selbst aus der Sache gründlich herauszuhalten.

In diesem Sinne hat Günter Bannas als politischer Korrespondent nicht nur über fast vier Jahrzehnte die Hauptstadtberichterstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung aus Bonn und Berlin geprägt. Er ist vielmehr mit seinem Berufsverständnis und seiner Herangehensweise für eine ganze Generation jüngerer Journalisten zum Maßstab und Vorbild geworden, während sich auch die Gleichaltrigen und Weggefährten zunehmend an ihm und seiner Arbeit orientierten.

Im deutschen Journalismus von heute heißt der Standard der politischen Berichterstattung Günter Bannas. Und das wird über sein Ausscheiden hinaus für lange Zeit so bleiben. Ein ganz außergewöhnliches Maß an Unvoreingenommenheit, Sachlichkeit und Fairneß charakterisieren seine Arbeit. All das zeigt sich nicht nur in der Bewunderung von Kollegen und der Wertschätzung von Lesern, es zeigt sich auch in der vielsagenden Beobachtung, dass Günter Bannas keine Feinde hat unter denen, über die er all die Jahre lang schrieb, im Gegenteil: selbst die Politiker unterschiedlicher Couleur fühlten sich von ihm stets fair behandelt.

Nicht zuletzt hat Bannas in der deutschen Zeitungslandschaft stilprägend gewirkt. Dabei sollte man aber nicht nur an die sprachlichen Eigenheiten denken, also an die schöne Wendung, jemand habe sich „mit den Worten vernehmen lassen...“ oder an das berühmt gewordene „sodann“. Nein, in Form und Sprache der Texte Günter Bannas’ spiegelte sich immer auch der verbissene Ehrgeiz wider, absolut korrekt und unparteiisch zu sein, Nachricht von Meinung scharf zu trennen und den handelnden Personen gerecht zu werden, ohne sich von eigenen politischen Ansichten beeinflussen zu lassen. Wie leicht ist es, Stil und Sprache zu nutzen, um sich neutral zu gerieren und doch manipulativ zu berichten! Der Ton macht die Musik; die Sprache macht die Meinung. In 40 Jahren haben wir von Günter Bannas viel gelesen und viel gelernt, nur über ihn selbst wissen wir immer noch sehr wenig, am allerwenigsten, was er sich so denkt über die Politik und die Politiker, über die er geschrieben hat. Er selbst ist nie wichtig geworden, er saß nicht in Talkshows und vermarktete sich nicht. Aber er war der heimliche Star des politischen Journalismus in Deutschland.

Gerade in einer Zeit, in der das Misstrauen gegenüber Journalisten allenthalben wächst und politisch instrumentalisiert wird, in der Journalisten ihre Wahrhaftigkeit abgesprochen wird, ist Günter Bannas das lebende Beispiel für einen um Aufrichtigkeit und Korrektheit bemühten Journalismus. Der Theodor-Wolff-Preis für das Lebenswerk von Günter Bannas ist so gesehen nicht nur die Würdigung einer einzelnen Person, eines großen Korrespondenten und eines integren Kollegen. Jury und Kuratorium des Theodor-Wolff-Preises wollen mit dieser Auszeichnung vielmehr ein bestimmtes journalistisches Ethos würdigen, das heute besonders nötig gebraucht wird.

Info

Dr. Markus Günther kam als Volontär 1994 zu Günter Bannas ins Hauptstadtbüro Bonn. Er arbeitete später als Korrespondent in Brüssel und Washington und wurde 2009 Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen. Er lebt heute als Journalist und Autor in den USA und schreibt u.a. für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung.

Diese Seite teilen