Theodor-Wolff-Preis 2022 verliehen

Auszeichnung geht an geht an Johannes Böhme, Caterina Lobenstein und Stephan Lebert, Ingo Meyer, Judith von Plato und das Team „Flutprotokolle“

Ukrainischer Pen-Präsident Andrej Kurkow überreicht Sonderpreis Pressefreiheit

„Journalisten tragen keine Waffen. Sie greifen den Feind nicht an. Aber sie versuchen trotzdem, vor Ort zu sein, um Zeugnis zu geben, um zu dokumentieren.” Das erklärte der Autor und Präsident des Pen Ukraine, Andrej Kurkow, bei der Verleihung des Journalistenpreises der Digitalpublisher und Zeitungsverleger – Theodor-Wolff-Preis (TWP) am 22. Juni in Berlin. “Es wäre keine Übertreibung zu sagen, dass die Zukunft der Ukraine heute fast so sehr von den Journalisten abhängt wie von der ukrainischen Armee”, zeigte Kurkow sich in seiner berührenden Rede vor den gut 150 Festgästen im Radialsystem V überzeugt. Sein Credo: “Die Zukunft Europas hängt von Journalisten und den Themen ab, die sie ansprechen. Und auch die politischen Entscheidungen der Regierungen Deutschlands, Frankreichs, Italiens und anderer Länder hängen von Journalisten ab.”

TWP2022
BDZV/Zumbansen

Kurkow überreichte auch den Sonderpreis Pressefreiheit, den Jury und TWP-Kuratorium bereits vorab dem Zentrum für Pressefreiheit in Lwiw zugesprochen haben, das gemeinsam von IMI (Institut für Masseninformation) und Reporter ohne Grenzen (RSF) getragen wird. „Wir möchten damit vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine die Journalistinnen und Journalisten ehren, die häufig unter Gefahr für das eigene Leben aus der Ukraine berichten“, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums für den Theodor-Wolff-Preis, Helmut Heinen, zugleich Herausgeber der „Kölnischen Rundschau“. Der Sonderpreis wurde anlässlich des 60-jährigen TWP-Jubiläums gestiftet und ist wie die übrigen Auszeichnungen mit 6.000 Euro dotiert.

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Impressionen 2022

Die Preisträgerinnen und Preisträger

  • In der Kategorie Meinung geht der Preis an Ingo Meyer mit „Das Märchen vom Gendersterntaler“ (Berliner Zeitung). Das sei ein hinreißender, mutiger Text gegen den Mainstream, würdigte die Jury. Der Autor beleuchte ohne jede Polemik die Genderfrage, ein „Thema, über das gerade in jeder Redaktion hitzig diskutiert“ werde. Meyer beschreibe mit der Kraft des Arguments und der Kompetenz den „Übereifer in der Diskussion, der zu Absurditäten in der Sprache führt“.
  • In der Kategorie Reportage zeichnet die Jury Johannes Böhme mit „Die andere Seite der Medaille“ (Süddeutsche Zeitung Magazin, München) aus. Der Text über fünf für persönliche Tapferkeit im Afghanistan-Krieg geehrte Soldaten sei „ein Zeitdokument“; es zeige mit starken Bildern, „was es heißt, im Krieg zu sein“. Anhand der gut geschriebenen und rekonstruierten Situationen würden aus „die Bundeswehr“ Einzelschicksale.
  • Die Würdigung in der Kategorie Bestes lokales Stück erkennt die Jury Judith von Plato mit „Gustavs letzter Gang“ (Märkische Allgemeine Zeitung, Potsdam) zu. „Vorbildlich, präzise, in einer eigenen Sprache mit lauter kurzen Sätzen“ habe die Autorin den Weg eines Ochsen zum Schlachter ohne jede Wehleidigkeit oder Idealisierung nachgezeichnet.
  • Erfolgreich in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt sind Christine Badke, Veit Ellerbrock und Team mit „Flutprotokolle“ (Kölner Stadt-Anzeiger und Kölnische Rundschau, erschienen auf ksta.de und rundschau-online.de). Hier prämiert die Jury „die starke Leistung“ der Redaktion, die „aus dem Moment, aus der Katastrophe heraus schnell reagiert hat“ und weiter mit kurzen digitalen Videos über die Verheerungen der Unwetter Mitte Juli 2021 in der Eifel und an der Erft berichtete, als sich das nationale Interesse längst wieder anderen Themen zugewandt hatte.
  • Beim Thema des Jahres „Deutschland hat die Wahl – Wie Sieger zu Verlierern werden und umgekehrt“ vergibt die Jury den Preis an Caterina Lobenstein und Stephan Lebert mit „Der Letzte seiner Art“ (Die Zeit, Hamburg). Die beiden Autoren hätten, so die Jury, mit ihrem „beeindruckenden Porträt des CDU-Sozialpolitikers Karl-Josef Laumann“ zugleich eine „scharfsinnige Analyse abgeliefert“, wie eine Großpartei von einem Milieu wegdriftet, das sie dringend bräuchte.

Der Theodor-Wolff-Preis wird vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) getragen.  An der Ausschreibung hatten sich mehr als 400 Journalistinnen und Journalisten beteiligt. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Theodor-Wolff-Preises stellt der BDZV für den „Sonderpreis Pressefreiheit“ zusätzlich 6.000 Euro zur Verfügung.

Mitglieder der Jury sind: Nikolaus Blome (Politikchef RTL/ntv), Nico Fried (Leiter Parlamentsredaktion Süddeutsche Zeitung, München), ChristianLindner (Chefreporter Digital, Nordsee-Zeitung, Bremerhaven), Julia Lumma (Stv. Chefredakteurin Content Development VRM), Lorenz Maroldt, (Chefredakteur Der Tagesspiegel), Anna Petersen (Redakteurin Landeszeitung für die Lüneburger Heide), Benjamin Piel (Chefredakteur Mindener Tageblatt), Anja Reich (Chefin Dossier Berliner Zeitung) und Cordula von Wysocki (Chefredakteurin Kölnische Rundschau) Jury-Vorsitz 2022.

Hintergrund

Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des legendären Berliner Tageblatts, Theodor Wolff (1868 – 1943). Wolff musste 1933 vor den Nazis ins französische Exil fliehen, wurde dort verhaftet und der Gestapo ausgeliefert und starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.

Die Namen der rund 500 Preisträger seit 1962 sowie Details zum Preis finden Sie im Internet unter www.theodor-wolff-preis.de

 

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