„Weiße Flecken auf der Deutschlandkarte dürfen wir nicht zulassen“

BDZV-Präsident Mathias Döpfner in seinem Neujahrsgruß an die Mitglieder

Dr. Mathias Döpfner
Max Threlfall

Als „medienpolitisches Schicksalsjahr“ für die Zeitungsbranche bezeichnet der Präsident des BDZV, Mathias Döpfner, das Jahr 2019. „Wir wollen und müssen an unsere Erfolge des vergangenen Jahres anknüpfen.“ Die Einigung mit den öffentlich-rechtlichen Sendern ARD und ZDF sei ein Meilenstein gewesen, schreibt Döpfner, zugleich Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, in seinem in Berlin veröffentlichten Neujahrsbrief an die Mitglieder der Verlegerorganisation. Wichtige Fortschritte seien aber auch beim Verlegerrecht und bei der Mehrwertsteuer auf digitale Presseerzeugnisse erzielt worden.

Drei vordringliche Ziele benennt der BDZV-Präsident für das kommende Jahr. Allen voran gehe es um „die Sicherung der Zeitungszustellung“. Die über Jahrzehnte bewährte Belieferung in jeden Haushalt am frühen Morgen sei „gerade auch aufgrund staatlicher Entscheidungen nicht mehr wirtschaftlich aus den Erlösen der Verlage finanzierbar“, warnt Döpfner. Das Zustellnetz als „nicht zu unterschätzender Demokratieverstärker“ und „wertvolle Infrastruktur“ sei in „existenzieller Gefahr“. Und: „Weiße Flecken auf der Deutschlandkarte dürfen wir nicht zulassen.“

Ferner fordert der BDZV-Präsident „einen robusten Schutz unserer digitalen journalistischen Produkte“ vor Ausbeutung durch kommerzielle Unternehmen. „Darum geht es beim Urheber- und Verlegerrecht, um das auch im Jahr 2019 intensiv gestritten werden wird“, prognostiziert Döpfner. Das Presseverlegerecht sei der Motor für Innovationen im digitalen Journalismus und deshalb zweiter aktueller Schwerpunkt der BDZV-Tätigkeit.

Als dritte große Aufgabe des BDZV kündigt der Präsident an, „künftig auch den vielen digitalen journalistischen Unternehmungen mehr noch und sichtbarer als bisher eine Plattform“ zu bieten. „Wir alle verfolgen die gleichen Ziele“, betont Döpfner in diesem Zusammenhang. „Wir möchten intelligente neue Geschäftsmodelle für journalistische Produkte entwickeln, mit Daten dabei weiterhin verantwortlich umgehen und gleichzeitig die medienpolitische Grundlage für den Erfolg unserer Produkte schaffen.“

Darüber hinaus nimmt der BDZV-Präsident Stellung zum Fall Relotius. Die üblichen Appelle der Branche an sich selbst, noch journalistischer, strenger, aufrechter zu werden, reichten nicht mehr aus. „Wir müssen ablegen, was die Branche lähmt“, fordert Döpfner: „Selbstzufriedenheit, Besserwisserei, Nachgiebigkeit mit politisch Gleichgesinnten, unfaire Kritik gegenüber jenen, die anders denken als man selbst.“ Das werde „eine Lektion in Demut“.

Parallel hat Döpfner der Deutschen Presse-Agentur (dpa) ein ausführliches Interview gegeben. Darin fordert er im Fall Relotius eine schonungslose Aufarbeitung des Skandals und warnt vor falscher Branchensolidarität. Ferner äußert er sich unter anderem zu den Themen Soziale Medien, Digitalisierung, Datenschutz, Verlegerrecht und Rundfunkstaatsvertrag.

Hier finden Sie das Interview in voller Länge.