Zeit, Rückenstärkung, Vertrauen – was preiswürdiger Journalismus braucht
Der Theodor-Wolff-Preis des BDZV ist eine einmalige Sache – zumindest für die Journalistinnen und Journalisten, denen er verliehen wird. Nur ein einziges Mal im Leben kann einem diese Ehre zuteilwerden. Dafür verleiht der Preis die lebenslange Auszeichnung, zu den Besten des Journalismus zu zählen.

Am 16. September 2025 war es wieder soweit: Sieben Journalistinnen und Journalisten nahmen die Trophäen für den Journalistenpreis der Digitalpublisher und Zeitungsverleger entgegen.
„Als Journalist – und Sie zeichnen heute die Besten der Branche aus – ist man im besten Sinne ein Erklärer, ein Wissender, ein Sachverständiger, weil man idealerweise etwas von der Sache versteht und diese Sache mit der nötigen Freiheit, aber auch Redlichkeit und Ernsthaftigkeit vermittelt“, sagte Stefan Kornelius, Regierungssprecher und ehemaliges TWP-Jurymitglied, in seiner Festrede. „Es ist ein Privileg, wenn man die Öffentlichkeit zur Kundschaft hat und Dinge – wie etwa die Politik – erklären darf. So habe ich meinen Beruf verstanden - als Vermittler, als Erklärer und Deuter.“
Doch um diese Rolle brillant auszufüllen, braucht es mehr als Haltung und Talent: Es braucht klare redaktionelle Rahmenbedingungen.
Helmut Frangenberg vom Kölner Stadt-Anzeiger brachte es auf den Punkt: „Qualität gibt’s nicht umsonst. Für sorgfältige Recherchen und aufwendige Produktionen wie unsere braucht man Zeit und eine Redaktion, die einem den Rücken freihalten kann.“ Für seine preisgekrönte Podcastreihe Attentat am Blumenstand war genau das entscheidend – plus die Unterstützung aus der Chefredaktion. Und: „So etwas fällt nicht vom Himmel. Wir waren vom Vertrauen zahlreicher Interviewpartner abhängig. Auch das entsteht nur, wenn kontinuierlich gute Arbeit geleistet wird.“
Martin Spiewak von der ZEIT betonte den Wert von Fachwissen in den Redaktionen: „Sie brauchen Zeit, Vertrauen in den Autor beziehungsweise die Autorin sowie eine Redaktion, die sich Fachexpertise leistet. Das nämlich hat mir am meisten geholfen: die Beschäftigung mit dem Thema Bildung über 25 Jahre.“
Und Kollege Bastian Berbner ergänzte: „Solche Projekte lassen sich nur realisieren, wenn die Redaktion einem den Raum gibt, große Fragen anzugehen. Das bedeutet Zeit – zum Lesen, zum Denken, zum Sprechen mit Menschen. Wenn auf jedem Gespräch sofort der Druck der Veröffentlichung lastet, geht viel verloren.“ Dazu gehöre auch die Freiheit, Ideen wieder zu verwerfen – und die nötigen finanziellen Mittel für Recherchen vor Ort.
Die Botschaft ist eindeutig: Herausragender Journalismus entsteht nicht im luftleeren Raum. Er braucht Vertrauen, Rückhalt, Ressourcen – und Redaktionen, die den Mut haben, ihren Autorinnen und Autoren Zeit zu geben.
Wer in diesem Jahr mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet wurde, erfahren Sie hier.
Alle Texte der Preisträger und Nominierten können Sie hier kostenfrei lesen.