Wächterpreis 2025: Auszeichnung für Reportage über Kinderprostitution
Bei einer feierlichen Preisverleihung im Kaisersaal des Frankfurter Römer ist am gestrigen Abend der Wächterpreis der Tagespresse 2025 vergeben worden. Sophie Sommer von der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ erhielt den mit 10.000 Euro dotierten ersten Preis für ihre Reportage „Ich spüre seine Hände noch auf mir“.

Moritz Döbler, Jury-Vorsitzender und Chefredakteur der „Rheinischen Post“, lobte in seiner Laudatio die Arbeit als „aufwendig recherchiert, glänzend geschrieben und von großer publizistischer Relevanz“. Sommer gelinge es, das hochsensible Thema Kinderprostitution mit der notwendigen journalistischen Balance zwischen Nähe und Distanz zu behandeln – und dabei Fakten klar von nicht überprüfbaren Aussagen zu trennen. Die Reportage lege Abgründe offen, die sich so oder ähnlich in vielen Großstädten zeigen ließen, die aber in der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt blieben, so Döbler.
Zweiter Preis fürs „Handelsblatt“ – Dritter Preis für „Rheinische Post“
Den zweiten Preis (6.000 Euro) erhielten Sönke Iwersen und Volker Votsmeier vom „Handelsblatt“ für ihre Recherche „Die Demontage“. Der Beitrag beleuchtet die Rolle der Staatsanwältin Anne Brorhilker bei der Aufklärung des Cum-Ex-Skandals – und zeigt, wie massiver institutioneller Gegenwind ihre Arbeit untergrub. Das dicht recherchierte Portrait über die unbeirrbare Staatsanwältin lege die Mechanismen offen, mit denen die Beamtin systematisch demontiert worden sei, urteilte die Jury.
Platz drei (4.000 Euro) ging an Julia Rathcke von der „Rheinischen Post“. Ihre Recherche „Auf Lügen gebaut“ entlarvte erhebliche Widersprüche im Lebenslauf eines AfD-Landtagsabgeordneten in NRW. Durch die Recherche sei ein biografisches Lügengebäude zum Einsturz gebracht worden, so die Jury. Sie lobte Rathckes Mut, sich weder von politischem Druck noch juristischen Drohungen einschüchtern zu lassen.
Seit 1969 verleiht die Stiftung „Freiheit der Presse“ den Wächterpreis für herausragende investigative Berichterstattung. Ziel ist es, kritischen Journalismus zu fördern, der Missstände, Machtmissbrauch und Korruption offenlegt. Die Stiftung wird von den Verlegerverbänden getragen. Mitglieder der Jury sind die stellvertretende Chefredakteurin der „Neuen Westfälischen“, Andrea Rolfes, und der frühere Chefredakteur der „Sächsischen Zeitung“, Hans Eggert, sowie als Vorsitzender Moritz Döbler, Chefredakteur der „Rheinischen Post“.