“The Future of German Media" – Vertrauen und Relevanz
Mai und Juni sind DIE Veranstaltungsmonate für die Medienbranche. Parallel zum INMA-Kongress in New York und knapp zwei Wochen vor der BDZV-Digitalkonferenz #beBETA 2025 am 2. und 3. Juni launchte die Madsack Mediengruppe erstmals ihr Veranstaltungsformat „The Future of German Media“. Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen am 21. und 22. Mai in Hannover zusammen, um über die digitale Transformation der Branche zu diskutieren.
Zu Gast waren u.a. „FAZ“-Geschäftsführer Thomas Lindner, Funke-Verlegerin Julia Becker, OMR-Gründer Philipp Westermeyer und ARD-Intendant Florian Hager. Die Teilnehmer diskutierten über künftige Geschäftsmodelle, die Qualität von Journalismus im KI-Zeitalter und die Zukunft der gedruckten Zeitung.
Madsack-CEO Thomas Düffert erklärte in seiner Keynote: „Das Ende von Print kann auch eine gute Nachricht sein.“ Dem absehbaren Ende der gedruckten Zeitung – er führte das Jahr 2033 als mögliches Ende der täglichen Printproduktion an – blicke er nicht nur mit Sorge entgegen. Zwänge wie Investitionen in Druck, Redaktionsschluss oder Zeitungszustellung werde es dann nicht mehr geben, sagte er. Als richtigen Weg in die digitale Zukunft sieht Düffert angesichts sinkender Auflagen im Printgeschäft kostenpflichtige Digital-Abonnements.
Diese Prognose traf allerdings auf Widerspruch. So sprach sich bei der auch sonst munter bis streitbaren, zentralen Podiumsdiskussion zu den Zukunftsperspektiven der Branche, Florian Harms, Chefredakteur von „t-online“, für kostenlose Inhalte und ein werbefinanziertes Modell aus, um eine breite Masse zu erreichen. Dafür setze die Redaktion unter anderem KI ein. Wenn sein Team die Paywall-Inhalte anderer Medien aufgreife, lege er Wert darauf, sich ausschließlich auf den Kern der Nachricht zu konzentrieren und fair zu zitieren, betonte Harms. Zuvor hatte Funke-Verlegerin Julia Becker das Nachrichtenportal in der Diskussion dafür kritisiert, dass die Redaktion auch Paywall-Inhalte anderer Medien aufgreift und auswertet.
Julia Beckers Kritik sekundierte parallel im Netz Matthias Ditzen-Blanke, Verleger der „Nordsee-Zeitung“ (Bremerhaven) und BDZV-Vorstandsvorsitzender: In einem viel beachteten und von der Fachöffentlichkeit aufgegriffenen LinkedIn-Beitrag bezeichnete der Verleger die Geschäftspraktiken von „t-online“ als „geistigen Diebstahl im digitalen Gewand". Ditzen-Blanke: „Was hier fast wohltätig klingt, offenbart bei näherem Hinsehen eine bedenkliche Haltung: Verlage finanzieren aufwendige Recherchen – oft über Tage hinweg. Diese Arbeit wird anschließend von Dritten per KI in wenigen Minuten synthetisch umformuliert, unter neuem 'Urheber' verbreitet und für eigene Reichweite genutzt. Die Quelle wird vielleicht genannt, aber die Bezahlstruktur, die unabhängigen Journalismus trägt, wird unterlaufen."
T-Online agiere hier in einer Linie mit Plattformen wie Google und Meta, die sich gerne als Förderer des Gemeinwohls inszenierten – dabei aber in erster Linie eigene Geschäftsinteressen verfolgten. „Unabhängiger Journalismus braucht mehr als Applaus für gute Inhalte. Er braucht Respekt, Schutz – und faire wirtschaftliche Rahmenbedingungen", so der Appell des BDZV-Vorstandsvorsitzenden.