Neue Studie zeigt: Google schuldet deutschen Medien rund 1,3 Milliarden Euro
Google erwirtschaftet in Deutschland rund 3,2 Milliarden Euro Umsatz durch journalistische Inhalte. Davon stünden den Medienanbietern bei fairer Verteilung etwa 1,3 Milliarden Euro zu. Dies ergab eine von der Verwertungsgesellschaft Corint Media beauftragte Studie der Verhaltensökonomen von FehrAdvice & Partners.

Die Untersuchung basiert auf einem verhaltensökonomischen Experiment, das reales Nutzerverhalten misst, darunter Klickverhalten und Zahlungsbereitschaft. Ein ähnliches Studiendesign wurde bereits in der Schweiz, Großbritannien und Polen angewendet. Die Ergebnisse bestätigen frühere Studien, die den hohen Wert journalistischer Inhalte für die Google-Suche betonen. So schätzte Professor Matthew Elliott von der Universität Cambridge 2022, dass Nachrichteninhalte jährlich etwa 1 Milliarde Pfund für Google und Facebook einbringen. Eine Studie der Columbia University und der Brattle Group kam sogar auf 10 bis 12 Milliarden US-Dollar, die Google den US-Medien schuldet.
Vom 25. bis 31. März 2025 nahmen für die Studie 1.240 Nutzer an einem Online-Experiment teil. Sie sahen zwei Versionen einer simulierten Google-Suche: ein realistisches Abbild der Google-Suche und eine Version, aus der journalistische Medien entfernt wurden. 73 Prozent der Teilnehmer bevorzugten die Suche mit journalistischen Inhalten und bewerteten sie als 24 Prozent wertvoller.
FehrAdvice schätzte auch Googles Umsätze aus Suchmaschinenwerbung auf rund 8 Milliarden Euro in Deutschland. Zusätzlich erzielte Google etwa 1,2 Milliarden Euro durch den AdSense-Dienst und rund 1,5 Milliarden Euro durch Werbung auf YouTube. Insgesamt belaufen sich Googles Werbeeinnahmen in Deutschland auf etwa 10,7 Milliarden Euro. Der Anteil, der direkt auf journalistische Inhalte entfällt, beträgt laut FehrAdvice etwa 12 Prozent der gesamten Werbeumsätze.
Verbände loben Corint Media-Studie
„Die Studie zeigt, wie vergleichbare Untersuchungen in anderen Ländern, den hohen Wert der Leistungen der Presse für Suchmaschinen“, sagt BDZV-Hauptgeschäftsführer Dr. Jörg Eggers. „Medienhäuser und Kreativschaffende sind keine Bittsteller. Sie liefern die Inhalte, auf denen Googles Geschäftsmodell basiert. Ohne sie verliert die Suchmaschine ihre Glaubwürdigkeit und Attraktivität", so Eggers weiter. "Ohne Qualitätsinhalte von professionellen Redaktionen wäre Google eine mediale Schrottpresse. Hier geht es um wirtschaftliche Fragen, aber vor allem auch um die Zukunft demokratischer Meinungsbildung. Darum gilt mehr denn je: Wir brauchen klare gesetzliche Regelungen für faire Suche und eine faire Zahlung der Leistungen, mit denen Gatekeeper in Deutschland Milliardenerlöse erzielen.“
Auch Philipp Welte, MVFP-Vorstandsvorsitzender und Vorstand Hubert Burda Media sowie einer der Sprecher des Bündnis Zukunft Presse, einer Initiative von BDZV und dem Medienverband der freien Presse (MVFP), äußerte sich zu den Berechnungen der Studie: „Diese Zahlen zeigen die wahre Dimension der Ausbeutung unserer redaktionellen Arbeit unter der Ägide des neuen digitalen Feudalismus. In den digitalen Märkten sind wir in der Verbreitung unserer Inhalte und damit in ihrer Monetarisierung vollständig der Willkür der Digitalplattformen ausgeliefert. Diese missbrauchen ihre Marktmacht, um die Wertschöpfung entlang hochwertiger journalistischer Arbeit weitergehend in den eigenen Kassen verschwinden zu lassen. Es ist wichtig, dass die Regierenden in Berlin und Brüssel erkennen, wie überfällig jetzt eine Regulierung ist, die eine diskriminierungsfreie und finanziell faire Presseverbreitung auch über die Plattformen der US-amerikanischen Tech-Monopolisten sicherstellt. Und dazu gehört ganz klar auch ein angemessener Preis für jede Verwendung von Verlagsinhalten.“