„Eine Grenze überschritten“: Kritik nach Blockade des Druckzentrums der „Nordsee-Zeitung“ in Bremerhaven

Unangemessener Protest: Die Blockade des Druckzentrums der „Nordsee-Zeitung“ in Bremerhaven, bei der etwa 50 Personen in der Nacht zu Donnerstag die Auslieferung von Zeitungen für eine kurze Zeit verhindert hatten, wird von Politik, Medien und Verbänden einhellig als „Angriff auf die Pressefreiheit“ kritisiert.

Nordsee-Zeitung GmbH / Schaper Bauernproteste vor dem Druckzentrum der "Nordsee-Zeitung" in Bremerhaven.

Bei der Aktion hatten die Protestierenden mit Traktoren, Transportern und Autos das Druckzentrum der „Nordsee-Zeitung“ in Bremerhaven blockiert. Sie wollten damit ihre Unzufriedenheit mit der Berichterstattung der Tageszeitung über die Bauernproteste zum Ausdruck bringen. Erst nachdem den Demonstranten ein Gespräch mit Verlagsverantwortlichen der „Nordsee-Zeitung“ angeboten wurde, beendeten sie ihre Aktion und zogen sich mitsamt dem zuvor vor dem Druckzentrum abgeladenen Misthaufen zurück.

Das Vorgehen der Protestierenden – es war nur der jüngste Vorfall in einer Reihe ähnlicher Proteste der letzten Tage (bdvz.de berichtete) – zieht scharfe Kritik auf sich. Matthias Ditzen-Blanke, Verleger der „Nordsee-Zeitung“ und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV), kritisierte die Blockade in einem Meinungsbeitrag in seiner Zeitung als Ausdruck „einer tiefen Kluft zwischen Teilen der Gesellschaft und den Medien“. Eines solchen Protestes hätte es nicht bedurft, sondern ein Griff zum Telefon hätte genügt, so Ditzen-Blanke weiter. „Die Pressefreiheit ist ein unverzichtbares Gut in unserer Demokratie. Angriffe darauf, sei es durch physische Blockaden oder Angriffe auf die Integrität unserer Arbeit, dürfen wir nicht tolerieren.“ Gleichzeitig betonte Ditzen-Blanke die Bereitschaft zu einem „konstruktiven Dialog“. Auch Christoph Linne, Chefredakteur der „Nordsee-Zeitung“, bekräftigte seine Gesprächsbereitschaft mit den Protestlern.

Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) kritisierte das Vorgehen der Demonstranten ebenfalls scharf: „Die Pressefreiheit ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Demokratie. Wer das nicht anerkennt, weil er mit der Berichterstattung nicht einverstanden ist, läuft Gefahr, die demokratischen Pfade zu verlassen“, sagt er der „Nordsee-Zeitung“. Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) äußerte gegenüber der Zeitung, dass mit der Aktion „eine Grenze überschritten“ worden sei. Wer die Berichterstattung einer Zeitung durch die Blockade eines Druckzentrums zu verhindern suche, greife die Pressefreiheit an, so Mäurer weiter.

Auch Bauernvertreter distanzierten sich von dem Vorgehen der Protestierenden. Torsten Gaul, stellvertretender Geschäftsführer des Landvolks Wesermünde, der Berufsvertretung der heimischen Landwirtschaft in Bremerhaven und Umgebung, übte deutliche Kritik: Die Berufsvertretung verurteile diese Aktion, und zwar „sowohl die Art des Protests als auch den Umgang mit der Presse“, sagte Gaul gegenüber dem Portal „butenunbinnen“.