BDZV. Der Kongress: KI und die Zukunft des Journalismus
Über Künstliche Intelligenz und ihren Regelungsbedarf zum Schutz von unabhängigem Journalismus diskutierten auf dem BDZV-Kongress 2024 Staatssekretärin Dr. Brantner, Prof. Thomas Höppner und Nico Wilfer.
Wie wirkt sich Künstliche Intelligenz auf die Medien aus? Welche Regulierung braucht es, um unabhängigen Journalismus zukunftssicher zu machen? Dass es politische Rahmensetzungen dringend braucht, zeigte die Diskussionrunde von Dr. Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Prof. Dr. Thomas Höppner, Partner bei der Kanzlei Hausfeld, und Nico Wilfer, Chief Product Officer bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und BDZV-Ressortvorstand für Trends und Innovation.
Gefahr für den unabhängigen Journalismus
Nico Wilfer machte gleich zu Beginn deutlich, wie sehr KI-basierte Plattformen den traditionellen Medien zusetzen. „Wir kommen in eine Welt von Antwortmaschinen“, sagte Wilfer und verdeutlichte damit das zunehmende Problem, dass die großen Big Tech-Plattformen ohne Erlaubnis journalistische Inhalte professioneller Nachrichtenmedien verwenden, um daraus eigene Angebote zu speisen. „Die Plattformen nutzen unsere Inhalte und füttern damit ihre eigenen KI-Systeme. Wir haben keine Kontrolle mehr über unsere Inhalte – das ist ein Kernproblem für Verlage und gefährdet die Zukunft des unabhängigen Journalismus.“
Wilfers Ausführungen verdeutlichten die Dringlichkeit des Problems: Wenn Verlagsinhalte durch KI-Modelle verwendet werden, ohne dass sie dafür angemessen entlohnt oder beteiligt werden, gefährdet das massiv ihre wirtschaftliche Basis.
Unterstützung der Politik und Regulierung
Dr. Franziska Brantner betonte die Bemühungen der Bundesregierung, den Mediensektor bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu unterstützen. „Sie sind da als Verband zum Glück sehr aktiv“, lobte sie die Arbeit des BDZV auf EU-Ebene bei der Sicherung eines fairen Urheberrechts. Die Frage des Urheberrechts sei entscheidend, um den Journalismus im KI-Zeitalter zu schützen. „Wir arbeiten daran, das Pendel noch weiter in Richtung eines fairen Urheberrechts zu bewegen“, erklärte Brantner.
Ein weiterer zentraler Punkt, den Brantner ansprach, war die Notwendigkeit, den Wettbewerb auf die richtige Ebene zu heben. Während in den USA bereits staatliche Co-Finanzierungen für den Aufbau von KI-Infrastrukturen existieren, stehe Deutschland noch vor großen Herausforderungen in diesem Bereich. Medienrechtler Höppner machte deutlich, dass nur durch schnelle und wirkungsvolle Regulierung der Einfluss der globalen Tech-Konzerne eingedämmt werden könne. „Jedes Abwarten und Aussitzen macht die globalen Player nur noch mächtiger“, warnte er.
KI als Chance und Risiko
Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass die KI-Technologie eine enorme Sprengkraft besitzt, deren volles Potenzial viele noch nicht erkannt haben. Einerseits könnten KI-Tools den Journalismus effizienter und qualitativ hochwertiger machen. „Wir experimentieren bereits mit vielen KI-Anwendungen, die den Journalismus bereichern und für mehr Effizienz sorgen können“, so Wilfer. Andererseits besteht die Gefahr, dass durch KI-generierte Inhalte Fake News noch leichter verbreitet werden können, was eine Bedrohung für die Demokratie darstellt, wie Thomas Höppner eindringlich darlegte.
Brantner äußerte die Hoffnung, dass sich am Ende die journalistische Qualität durchsetzen werde. „Ich hoffe, dass die Menschen erkennen, dass sie nicht nur Konsumenten sind“, sagte sie. Damit verwies sie auf die Verantwortung des Publikums, kritisch zu hinterfragen, welche Inhalte sie konsumieren und wem sie vertrauen.
Fazit: Schnell handeln, um Vielfalt zu bewahren
Die Diskussionsrunde machte deutlich, dass die Regulierung von KI zum Schutz einer freien und unabhängigen Presse dringend notwendig ist. Es gehe darum, die Medienvielfalt zu bewahren und gleichzeitig die Chancen, die KI bietet, sinnvoll zu nutzen. Dabei sei es entscheidend, nicht tatenlos zuzusehen, wie globale Tech-Konzerne immer mehr Einfluss auf den öffentlichen Diskurs nehmen.
Insgesamt verdeutlichte die Runde, dass die KI-Technologie den Journalismus revolutionieren könnte – sowohl zum Positiven als auch zum Negativen. Entscheidend sei, dass die richtigen politischen Weichen gestellt werden, um eine Balance zwischen Effizienz und journalistischer Unabhängigkeit zu gewährleisten.