Südwest-Verlage fordern zukunftsorientierte Medienpolitik

Die Zeitungsverlage im Südwesten erheben heftige Vorwürfe gegen die Politik. Sie fühlen sich angesichts der aktuellen Herausforderungen ihrer Branche im Stich gelassen. "Es findet keine richtige Medienpolitik statt", sagte der Vorsitzende des Verbands Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV), Valdo Lehari, der Deutschen Presse-Agentur am Vorabend der Jahrestagung des Landesverbands in Ettlingen.

 

BNN / Andrea Fabry Valdo Lehari ist Vorsitzender des Verbands Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV).

"Es ist eigentlich schon fünf nach zwölf, dass die Politik auf Landes-, Bundes- und Europaebene die Medien-Politik ernst nimmt", beklagte Lehari. Vor Jahren schon habe die Branche etwa vor den Auswirkungen durch die großen digitalen Plattformen gewarnt. "Man hat das alles nicht ernst genommen. Und jetzt dominieren die Plattformen die Landschaft und die Politik schaut zu."

Den Zeitungsverlagen setzten auch die wirtschaftlichen Bedingungen massiv zu. "Die Branche hat sich noch immer nicht erholt von den Corona-Jahren", sagte Lehari. "Dazu kam die dramatische Kostenentwicklung bei Papier und Zustellung."

Politik betont Bedeutung von Journalismus

Das Treffen der Südwest-Verleger bot den Verlegern und Verlagsvertretern neben der Vernetzung untereinander auch die Gelegenheit zum Austausch mit Politikern unterschiedlicher Parteien. So war am Vorabend der Jahresversammlung der FDP-Politiker und Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr, Michael Theurer, zu Gast.

BNN / Andrea FabryVSZV-Vorsitzender Valdo Lehari (von li.) gemeinsam mit Bundesminister Cem Özdemir, BNN-Verleger und Chefredakteur Klaus Michael Baur und Holger Paesler, VSZV-Geschäftsführer.

Zudem hielt Cem Özdemir (Grüne), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, am Abend eine Rede vor den Verlegern. In dieser hob er die Bedeutung von unabhängigem Journalismus hervor: Eine ausgewogene Berichterstattung sei in Zeiten bewusster Desinformation und zunehmender Polarisierung "geradezu systemrelevant".

Das gelte auch besonders für Medien in den Regionen: "Wer wirklich wissen möchte, was los ist, braucht Lokalzeitungen, braucht Regionalzeitungen, braucht Lokalradios", sagte Özdemir. So bekomme man ein Gefühl für die Stimmung im Land und wisse, "wo tatsächlich der Schuh drückt".

Zu Gast in Ettlingen waren zudem die BDZV-Vorstandsvorsitzenden Stefan Hilscher und Sigrun Albert – gleichzeitig BDZV-Hauptgeschäftsführerin - sowie Helmut Verdenhalven, Leiter Medienpolitik des BDZV. Sie tauschten sich mit den Südwest-Verlegern über die aktuellen Branchenthemen aus und berichteten in der Mitgliederversammlung über die Schwerpunktthemen des BDZV.