„Kölner Recherchepreis“ verliehen

Talentierter Nachwuchs: Erstmals haben der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und die Lingen-Stiftung den „Kölner Recherchepreis“ verliehen. Gewürdigt werden junge Journalistinnen und Journalisten unter 35, deren Beiträge sich durch besonders gründliche Recherche auszeichnen. Über den mit insgesamt 15.000 Euro dotierten Preis freuen sich Rebecca Singer (Rheinpfalz / rheinpfalz.de), Lena Heising (Kölner Stadt-Anzeiger) und Andrew Müller (freier Journalist).

Uwe Weiser Die Preisträgerinnen und Preisträger: Lena Heising, Rebecca Singer und Andrew Müller (mit Urkunden, von links nach rechts), zusammen mit den Herausgebern des „Kölner Stadt-Anzeiger“, Christian DuMont Schütte und Isabella Neven DuMont (2. und 4. v.r.), Restrednerin Lara Fritzsche (SZ Magazin, r.) und Moderatorin Katharina Schmalenberg (Schauspiel Köln, 2.v.l.).

Den ersten Preis erhielt Rebecca Singer (Rheinpfalz / rheinpfalz.de) für einen siebenteiligen Podcast über die Flugschau-Katastrophe von Ramstein im Jahr 1988 mit 70 Toten und 500 Verletzten. Die Jury lobte besonders, dass Singer die Chronologie des damaligen Unglücks und das Versagen von Veranstaltern und politisch Verantwortlichen akribisch aufgearbeitet habe. Das Besondere an ihrer Arbeit sei zudem die Recherche zu den Lehren aus der Katastrophe von 1988 für heute.

Mit dem zweiten Preis wurde Lena Heising (Kölner Stadt-Anzeiger) für ihre investigativen Recherchen zu einer Vergewaltigungsserie im Evangelischen Klinikum Bethel ausgezeichnet. Die Jury hob hervor, dass die betroffenen Frauen dank Heisings Arbeit endlich von den begangenen Sexualstraftaten erfahren hätten und der Fall durch die Hartnäckigkeit der Berichterstattung zum Thema im Justizausschuss des NRW-Landtags wurde. Die mutige Arbeit habe „vorbildlich gezeigt, was Qualitätsjournalismus ausmacht“, so die Jury.

Der dritte Preis ging an Andrew Müller (freier Journalist) für seinen Report „Noah will sterben“. Müllers Text über einen assistierten Suizid rekonstruiere den letzten Tag im Leben eines 23 Jahre alten querschnittsgelähmten Mannes „ungemein präzise, facettenreich, sensibel und umsichtig“, urteilt die Jury. Der Text ziele damit auf die gesellschaftliche Debatte um Sterbehilfe und „nimmt Anteil, aber nicht Partei.“ Der Beitrag war zuerst im Magazin „Go“ der Reportageschule Reutlingen und später auch auf zeit.de erschienen.

Der „Kölner Recherchepreis“ zeichnet Beiträge aus, die in deutschen Lokal- und Regionalzeitungen oder auf redaktionell eigenständigen Online-Plattformen erschienen sind. Er möchte junge Journalistinnen und Journalisten fördern, die sich klassischen journalistischen Grundsätzen, insbesondere der gründlichen Recherche, verpflichtet fühlen. Deren Bedeutung betonten anlässlich der Preisverleihung in Köln auch die Herausgeber des „Kölner Stadt-Anzeiger“, Isabella Neven DuMont und Christian Dumont Schütte: Die Auszeichnung solle dazu ermuntern, „in diesen ebenso schnellen wie meinungsoffensiven Zeiten die Kultur des Dicke-Bretter-Bohrens zu pflegen.“ Der Preis sei auch zu verstehen als „ein Merkposten, eine Mahnung explizit an Lokal- und Regionalzeitungsverlage, dass wir aufwändige Recherchen so gut es irgend geht erhalten, fördern, ja womöglich sogar ausbauen“.

Links zu den preisgekrönten Beiträgen:

1. Preis (Rebecca Singer): https://www.rheinpfalz.de/podcasts/ramstein.html
2. Preis (Lena Heising): https://www.ksta.de/region/vergewaltigungen-im-klinikum-bethel-was-mir-passierte-haette-man-verhindern-koennen-355352
3. Preis (Andrew Müller): https://reportageschule.de/wp-content/uploads/2022/11/Go17-Web.pdf

Weitere Informationen zum „Kölner Recherchepreis“ unter
www.koelner-recherchepreis.de