Journalistische Power bei den Medientagen München

Lernen von den Besten: Was Journalismus aus Menschenhand so besonders macht, dass keine KI ihn ersetzen kann, zeigten vier Top-Journalistinnen und Journalisten beim Panel von BDZV und VBZV

Für qualitativen Journalismus ist und bleibt der Mensch unersetzlich – das haben vier junge Journalistinnen und Journalisten bei den Medientagen München im Panel „Mehr als KI: Wenn Nachrichten über den Tag hinauswirken“ eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Medientage München Moderatorin Lea Thies (v. li.) spricht mit Dunja Ramadan, Julia Ruhnau, Jan-Georg Placev und Simon Koenigsdorff beim BDZV/VBZV-Panel auf den Medientagen München 2023.

Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) und der Verband Bayerischer Zeitungsverleger (VBZV) hatten das Panel gemeinsam organisiert und mit Simon Koenigsdorff, Dr. Jan-Georg Plavec (beide Stuttgarter Zeitung / Stuttgarter Nachrichten), Dunja Ramadan (Süddeutsche Zeitung) und Julia Ruhnau (Nürnberger Nachrichten) „geballte journalistische Superpower“ auf die Bühne geholt, wie Moderatorin Lea Thies – sie leitet die Günter Holland Journalistenschule - betonte.

Keine Maschine kann Nähe aufbauen

Als Preisträger des Theodor-Wolff-Preises, der renommiertesten Auszeichnung der Zeitungsbranche, haben sie alle bereits gezeigt, dass sie besten Journalismus beherrschen und mit ihren Beiträgen Menschen begeistern und bewegen können. Mit Texten, wie sie keine Künstliche Intelligenz schreiben könnte. Denn „eine KI kann nicht authentisch mit Menschen ins Gespräch kommen, sie kennt weder Zwischentöne, noch kann sie Beweggründe für menschliches Handeln ergründen“, so Ruhnau. Aus menschlicher Perspektive für die menschliche Perspektive berichten – das sei, was fesselnder Journalismus leistet und was keine Maschine übernehmen könne.

Nah dran sein musss guter Journalimus nicht nur bei der Recherche. Er braucht auch die Nähe zu Leserinnen und Lesern. „Dafür müssen wir die großen Ereignisse auf die Lebensrealität der Menschen herunterbrechen und sie damit greifbar und verständlich machen – dann erreichen wir unser Publikum“, berichtet Königsdorff aus dem Datenprojekt „Klimazentrale Stuttgart“, mit dem er gemeinsam mit Plavec die globale Klimaveränderung lokal erfahrbar macht.

Investigativ arbeiten

Während eine KI nur nacherzählen könne, was bereits passiert sei, sei gerade das Investigative, der Blick hinter die Kulissen und das Aufspüren von Geschichten eine Kernkompetenz von gutem Journalismus – und eben nur von Menschen zu leisten, war sich die Talkrunde einig. Schließlich gelte es zunächst, eine Idee davon zu entwickeln, was berichtenswert ist.

Bei der Umsetzung von Geschichten seien KI-Tools wie ChatGPT durchaus hilfreiche Assistenten und werden in den Redaktionen auch eingesetzt. Sie können zu mehr Effizienz beitragen, bei Auswertungen helfen und auch automatisiertes Texten übernehmen. „Damit können wir Freiräume schaffen und das ausbauen, was guten Journalismus ausmacht“, wünschen sich die jungen Journalistinnen und Journalisten auf der Bühne. Ersetzen kann eine KI sie jedenfalls nicht. Das machte der persönliche und lebendige Einblick ins journalistische Handwerk sehr deutlich.