Werberat-Halbjahrsbilanz: Fallzahlen steigen, Unternehmen reagieren prompt und konstruktiv

Im ersten Halbjahr 2021 hat der Werberat mit 275 Fällen über rund elf Prozent mehr Werbemaßnahmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (247) entschieden. Die Unternehmen hätten durchweg prompt reagiert und die Werbung entweder geändert oder zurückgezogen, teilte das Gremium mit. Die Durchsetzungsquote lag bei 93 Prozent (Vorjahreszeitraum: 92 Prozent). Nur in sechs Fällen musste das Selbstkontrollorgan der Werbewirtschaft eine Öffentliche Rüge aussprechen.

 

Halbjahrsbilanz Werberat
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Die Zahl der Einzelbeschwerden lag bei 766 (Vorjahreszeitraum: 906) und sank damit um 15 Prozent, bedingt dadurch, dass es in den ersten sechs Monaten 2021 keine Werbemaßnahme gab, die viele Beschwerden auslöste. Auch die Zahl der Beschwerdefälle insgesamt sank leicht um vier Prozent auf 325 (Vorjahreszeitraum: 337). Deutlich weniger Fälle, 50 gegenüber 90 im Vorjahreszeitraum, wurden an zuständige Stellen weitergeleitet. Hier mache sich das neue Doppelklicksystem des Beschwerdeformulars bemerkbar, heißt es in der Mitteilung: Vorgeschaltet ist eine Infoseite, die die Zuständigkeiten des Werberats erläutert und anschließend gelangt man zum eigentlichen Beschwerdeformular.

„Wir nehmen wahr, dass die Unternehmen immer pragmatischer und konstruktiver auf Kritik an ihren Werbemaßnahmen reagieren. Das hilft dem Deutschen Werberat, die Anliegen der Bürger schnell und effektiv umzusetzen“, bilanziert Katja Heintschel von Heinegg, Geschäftsführerin des Deutschen Werberats.

Geschlechterdiskriminierende Werbung, hierzu gehört auch sexistische Werbung, zog wie in der Vergangenheit die meiste Kritik auf sich. In diese Rubrik fielen 142 Beschwerdefälle gegenüber 121 Fällen im Vorjahreszeitraum. Das entspricht einer Steigerung um 17 Prozent. In der Kategorie Ethik und Moral lag dagegen mit 29 gegenüber 38 Fällen in 2021 ein deutlicher Rückgang von 24 Prozent vor. TV-Formate oder -Serien, deren Bewerbung in dieser Kategorie 2020 einige Beschwerden hervorriefen, lagen im ersten Halbjahr 2021 nicht im Fokus der Kritik. Die Kategorie mit der dritthöchsten Fallzahl Diskriminierung von Personengruppen wies ebenfalls einen Rückgang von 19 Prozent auf: 26 Fälle gegenüber 32 in 2020. In 2020 hatte es hier einen deutlichen Anstieg aufgrund der auch in Deutschland aufmerksam verfolgten Black Lives Matter-Bewegung gegeben.

Die Werbung einiger Einzelhändler während der Covid-19-Pandemie war der Grund für die deutlich angestiegenen Fallzahlen im Bereich Alkoholhaltige Getränke, die von vier Fällen im ersten Halbjahr 2020 auf neun in 2021 stiegen. Werbliche Hinweise, einen Lockdown mit größeren Mengen alkoholhaltiger Getränke erträglich zu gestalten, sahen die Beschwerdeführer kritisch. Die betreffenden Maßnahmen wurden nach der Intervention des Werberats alle zurückgezogen.

Mit 84 Beschwerdefällen lag die digitale Werbung auch 2021 (Vorjahreszeitraum: 66) vor den TV-Spots mit 54 und den Plakaten mit 41 Fällen. Digitale Werbung in den sozialen Netzwerken lag mit 37 Fällen vor den unternehmenseigenen Homepages (21 Fälle) und der Display-Werbung (16 Fälle).

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