Studie zu Nachrichten- und Medienkompetenz: Deutsche schneiden unterdurchschnittlich ab

Nutzerinnen und Nutzern des Internets und der Sozialen Medien fehlt es oft an ganz konkreten Kenntnissen und Fähigkeiten zur Identifikation unabhängiger Informationen, von Interessenkonflikten oder Werbung oder zur Unterscheidung zwischen Nachrichten und Meinungsbeiträgen.

Test Nachrichtenkompetenz
Stiftung Neue Verantwortung

In fast allen Kompetenz-Bereichen schneiden die Deutschen den Ergebnissen der Studie zufolge überwiegend mittelmäßig bis schlecht ab. Dies ist das Ergebnis einer Studie der Stiftung Neue Verantwortung mit dem Titel „Quelle Internet? – Digitale Nachrichten- und Informationskompetenzen der deutschen Bevölkerung im Test“. Unterstützt wurde die Studie durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die Bundeszentrale für politische Bildung/bpb, die Landesanstalt für Medien NRW und die Medienanstalt Berlin Brandenburg (mabb).

Die gesamte Studie finden Sie hier.

Eine Auswahl der Studienergebnisse im Überblick:

  1. Unterschiede zwischen Desinformation, Information, Werbung und Meinung werden zum Teil nur schwer erkannt. So hielten beispielsweise 56 % der Befragten ein Advertorial – trotz Werbekennzeichnung – fälschlicherweise für eine Information. Nur 23 % haben richtig erkannt, dass es sich um Werbung handelt.
  2. Ob eine Quelle vertrauenswürdig ist, wird von Vielen richtig eingeschätzt. Interessenkonflikte werden allerdings seltener erkannt. So erkannten zwar 65 % der Befragten, dass der Geschäftsführer eines Flugreisenportals als Autor eines Beitrags zum Thema Fliegen keine neutrale Quelle ist, doch nur die Hälfte der Befragten konnte auch den konkreten Interessenkonflikt benennen.
  3. Die Kennzeichnungsstrategien von Social-Media-Plattformen zu Desinformationen sind bisher kaum wirksam. Maximal ein Viertel der Befragten identifizierte eine solche Markierung als hilfreichen Hinweis bzw. konnte die Information richtig einordnen.
  4. Menschen zweifeln an Unabhängigkeit des Journalismus von der Politik. So stimmten 25 % der Aussage zu, dass Medien und Politik Hand in Hand arbeiten, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren (weitere 28 % sagten teils/teils). 24 % glaubten, dass die Bevölkerung in Deutschland von den Medien systematisch belogen werde (weitere 30 % sagten teils/teils).
  5. Jüngere Generationen sind kompetenter als ältere – allerdings ist dies abhängig vom Bildungsabschluss. Besonders nachrichtenkompetent sind die höhergebildeten Befragten zwischen 18 und 39 Jahren, während Menschen unter 40 mit niedriger Schulbildung besonders niedrige Kompetenzwerte aufweisen.

Prof. Monika Grütters, Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, erklärte zu den Ergebnissen: „Das Verständnis und die Einordnung von Informationen sind die entscheidenden Voraussetzungen für demokratische Teilhabe und Mitwirkung an gesellschaftlichen Debatten. Deshalb haben wir diese erste größere Untersuchung zum Stand der Nachrichtenkompetenz in Deutschland unterstützt. Die Ergebnisse der Studie zeigen: Wir müssen das Bewusstsein für den Wert seriöser und unabhängiger Informationen stärken - von der Schule, über die berufliche Weiterbildung bis hin zur Erwachsenenbildung.“

Begleitet wird die Studie von einem Online-Angebot, das es Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, selbst zu testen, wie nachrichtenkompetent sie sind. Mit dem „News-Test – wie gut bist du mit Nachrichten im Netz?“ können sie solche Fragen beantworten, die auch den Studien-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern gestellt wurden und ihr Wissen in fünf Kompetenz-Bereichen testen.

Hier geht es zum Test.