Caricatura: Klaus Stuttmann mit Einzelausstellung in Kassel

Der Berliner Karikaturist Klaus Stuttmann ist mit einem Best of seiner Werke aus dem Jahr 2019 noch bis zum 10. November in der Caricatura – Galerie für komische Kunst in Kassel zu sehen. Anlässlich seines 70. Geburtstags (BDZV Intern berichtete) zeigen die Veranstalter erstmals eine ausschließlich der politischen Tageskarikatur gewidmete Ausstellung. Partner war unter anderen der BDZV, der den von Stuttmann mehrfach gewonnenen Karikaturenpreis der deutschen Zeitungen ausschreibt.

Was eine gelungene Zeichnung ausmacht, beschrieb BDZV-Pressesprecherin Anja Pasquay in ihrem Grußwort zur gut besuchten Vernissage am 23. August: „Wenn es gut geht, reicht ein Blick – und der Betrachter hat komplexe politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche Zusammenhänge verstanden. Sprich: Der Karikaturist muss nicht nur zeichnen können. Er muss auch ein guter Journalist sein.“ Stuttmann, so Pasquay, sei unter dieser Prämisse „ein herausragender Journalist“. 

Zu Witz und Wut als typischen Ingredienzen einer Karikatur gehöre auch Mut, führte die Pressesprecherin weiter aus, „und zwar nicht nur für die Künstler, die Widerständiges, Unverschämtes, womöglich Blasphemisches produzieren, sondern auch für die Tageszeitungen, die das unverdrossen drucken. Nicht immer zur Freude von Lesern und Abonnenten übrigens.“ Dies sei möglich, weil das Grundrecht auf Meinungs- und Pressefreiheit in Deutschland nicht nur im Grundgesetz verankert sei, sondern wirklich gelebt werde. Dieses Grundrecht müsse allerdings immer wieder eingefordert und in seinen Grenzen überprüft werden. 

Umso bedauerlicher seien dann Entscheidungen wie die der „New York Times“, die vor zwei Monaten beschlossen habe, keine politischen Karikaturen mehr abzudrucken: Anlass war ein Sturm der Empörung in der Zeitungs-Community, den eine Netanjahu/Trump-Karikatur des portugiesischen Zeichners António Moreira Antunes wegen ihrer als antisemitisch empfundenen Bildsprache ausgelöst hatte.

Die politische Diskussion, der Streit, Meinung und Kommentar gehören zum Kerngeschäft gerade auch der Zeitungen, machte Pasquay deutlich. Wer allerdings von vornherein Angst habe, dass zugespitzte Berichterstattung zur Überspitzung führt und extreme Thesen zu Extremismus, werde am Ende aus lauter Sorge vor einer möglichen Reaktion des Publikums nur noch redaktionellen Mainstream produzieren.

Dass nun ausgerechnet die auf vielen Feldern als vorbildlich geltende „New York Times“ ab sofort national wie international auf das Stilmittel der Karikatur als Kommentar verzichten will, sei das falsche Signal. „Wenn schon eine so große und meinungsführende Zeitung potenziellen Auseinandersetzungen mit ihrer Leserschaft aus dem Weg gehen möchte, kann das – schlechte – Schule machen. Der Meinungs- und Pressefreiheit wäre damit ein Bärendienst erwiesen.“