BDZV-Infoveranstaltung: „Blockchain ist gekommen, um zu bleiben“

Experten informieren über Chancen und Risiken der neuen Technologie für Zeitungen.

Blockchain – eine Technologie, die die Kommunikationsbranche grundlegend verändern wird und für Medienunternehmen eine Fülle an Möglichkeiten bietet. Das verdeutlichten die Expertenvorträge auf dem BDZV-Infotag „Bitcoin, Blockchain und Handlungsfelder für Verlage“ am 1. März 2018 in Frankfurt.

„Blockchain ist die nächste Welle der Disruption, die Medienunternehmen nicht verpassen dürfen“, eröffnete Tim Bansemer, Gründer und CEO von inblock.io. Er gab den rund 40 anwesenden Verlagsvertretern einen Einblick in die Funktionsweise der neuen Datenbanktechnologie und konkretisierte anhand ausgewählter Projekte die Anwendungsfelder für Verlage. Einen Überblick über die rechtlichen Fragestellungen rund um Blockchain und die darauf basierende Kryptowährung Bitcoin gab der Dresdner Rechtsanwalt Dr. Markus Büsch. Die Blockchain-Technologie zeichnet sich durch Dezentralität, Transparenz und Unveränderlichkeit aus. Eine Datenbank, die stetig wächst und Transaktionen nicht nur einfacher macht, sondern vor allem sicherer. Das globale Netzwerk liegt nicht an einem zentralen Ort, sondern in millionenfacher Kopie auf allen teilnehmenden Rechnern.

Die Blockchain kommt ohne zentrale Steuerungsinstanz und Kontrolleur aus – und genau darin liegt für Verlage eine große Chance. Denn das macht Blockchain integer und verhindert Manipulation und Fälschungen. Ein einmal erreichter Zustand des Systems kann nicht mehr verändert werden  Der aktuelle Informationsstand ist jederzeit für jeden einseh- und überprüfbar. Für Verlage eröffnet das eine neue Form des Vertrauensaufbaus. So können z.B. im Kontext der Fake News-Debatte Quellen überprüft und Recherchen transparent und für jeden einsehbar gemacht werden. „Blockchain ist die Technologie, die fundamental verändern wird, wie wir uns vertrauen. Als dezentrales Netzwerk schafft es Transparenz und eine ganz neue Vertrauensebene“, resümierte Bansemer.

Für Publisher eröffnet das die Möglichkeit, sich von den großen Intermediären und Plattformen, die als Nadelöhr den Zugang zu Nutzern und Lesern kanalisieren, unabhängig zu machen. Blockchain schafft die Voraussetzungen für den unmittelbaren, direkten Austausch zwischen Verlagen und Nutzern. Sie bietet damit die Chance, das Beziehungsgefüge von Publishern, Werbern und Nutzern auf eine neue Ebene zu stellen.

Gerade Verlage müssten daher den Wandel des von Intermediären geprägten Werbesystems durch ein Blockchain-Basiertes aktiv gestalten, so Dr. Dirk Lüth, Unternehmer & Lead Mentor German Accelerator. „Blockchain ermöglicht ganz neue Formen der Kooperation von Publishern untereinander und stärkt sie damit gegenüber den dominanten US-Plattformen.“ Zwar stehe im Moment noch der Aufbau der Infrastruktur im Vordergrund. Aber erste konkrete Anwendungsfelder zeichneten sich ab und für Verlage gelte es, jetzt die Geschäftsfelder auf Basis der neuen Technologie zu entwickeln – von Micropayment bis zur Inhalte-Distribution und dem direkten Kontakt zum Verbraucher – bevor andere Player die Nase vorn haben, appellierte Lüth.

Dass andere Branchen die Blockchain-Technik schon für sehr konkrete Anwendungen einsetzen, demonstrierte Dr. Lars Schwabe, Associate Director Lufthansa Industry Solutions, am Beispiel der Luftfahrtindustrie. Wie auch die Zeitungen mit Hilfe von Blockchain Angebote der Zukunft gestalten können, konkretisierte Lüth mit der Offerte zur Teilnahme an der Einführung einer verlagsübergreifenden und auf Blockchain basierenden Kryptowährung „MediaCoin“. Er stellte die Idee eines Global Content Network vor, bei dem Inhalteanbieter aus der ganzen Welt auf Infrastrukturebene kooperieren und Transaktionen von Inhalten oder Dienstleistungen mit Hilfe der Tauschwährung MediaCoin einfach und günstig abwickeln.

Lüth warb für eine Kooperation der Verlage: Während heute alle Publisher weitgehend unabhängig voneinander agierten, wäre ein gemeinsames Global Content Network mit einer einheitlichen Tauschwährung ein Netzwerk, das jeden einzelnen Verlag stärkt und wettbewerbsfähig macht gegenüber den heute dominanten Plattformen. Zusätzlich eröffne ein auf der Blockchain basierendes Netzwerk ganz neue Möglichkeiten der Kundenbindung und der Erschließung neuer, vor allem jüngerer Zielgruppen für Verlage.

Hier finden Sie mehr Informationen zum Global Content Network.