Silke Schmitt, Désirée Schneider und Team
Kurzbiographie der Nominierten in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt 2025
Désirée Schneider, Jahrgang 1993, studierte Spanisch und Germanistik in Würzburg, Guadalajara und Santiago de Compostela. Nach Freier Mitarbeit und Hospitanzen in den Bereichen Funk, Fernsehen und Print, begann sie 2021 ihr Volontariat bei der Mediengruppe Main-Post in Würzburg. Seit 2023 arbeitet sie als festangestellte Redakteurin für die Lokalredaktion der Main-Post in Schweinfurt und ist Moderatorin des True Crime-Podcasts „Mordsgespräche“.
Silke Schmitt hat in Bremen und Würzburg Kommunikationswissenschaften, Journalismus und PR studiert und arbeitet seit 5 Jahren im Digitalmanagement bei der Main-Post in Würzburg. Dort ist sie unter anderem für die Podcast-Produktionen verantwortlich und moderiert seit 2021 das True Crime-Format „Mordsgespräche“.

Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Manipulation, Psychodruck, sexuelle Gewalt, Drogenkonsum und mehrere Todesfälle – im Jahr 2020 ging die Redaktion der Main-Post mit den Ergebnissen einer monatelangen Hintergrundrecherche rund um die sozialutopische Gemeinschaft „Go&Change“ an die Öffentlichkeit. Die Idee, diese Recherche in eine Podcast-Serie zu verpacken, hat uns bereits eine ganze Weile begleitet. Richtig konkret wurde das Vorhaben allerdings erst, als Anfang 2024 Anklage gegen den Kopf der Gemeinschaft erhoben wurde und klar war, dass der Fall vor Gericht landen würde. Über Monate hinweg begleitete das Team die Gerichtsverhandlung, sprach mit ehemaligen Mitgliedern, Angehörigen, Expertinnen und Experten und versuchte in Kontakt mit der Gemeinschaft zu treten. Das Format Podcast erschien uns dabei von Beginn an perfekt: So konnten wir der ganzen Komplexität des Falls in all seinen Dimensionen genug Raum geben. Denn uns war schnell klar: Wir wollen nicht allein die strafrechtliche Ebene aufarbeiten, wir wollen auch die psychologischen Dynamiken hinter den Vorkommnissen verstehen.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Zugang zu Betroffenen, Angehörigen, Hinterbliebenen zu finden, eine Vertrauensbasis zu schaffen und letztlich einen sowohl in strafrechtlicher als auch psychologischer Sicht höchst komplexen Sachverhalt in eine stringente Form zu gießen, die Vorkommnisse, Praktiken und Weltanschauung der Gemeinschaft einzuordnen und dabei möglichst allen Perspektiven gerecht zu werden – das waren wohl die größten Herausforderungen dieses Projekts.
Wie wurden Sie unterstützt?
Die wichtigste Grundlage für unsere Podcast-Reihe existierte bereits zu Beginn unserer Arbeit. Ein Reporter-Team um Benjamin Stahl und Christine Jeske hatte schon seit Jahren im Umfeld der Gemeinschaft recherchiert und Beziehungen zu Informantinnen und Informanten sowie Betroffenen aufgebaut. Auf diese Informationen konnten wir aufbauen, ihre Netzwerke konnten wir nutzen und sie waren unsere wichtigsten Ansprechpartner während des Projekts.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Kritisch hinterfragen, konstruktiv berichten, unvoreingenommen herangehen und wach bleiben für das Unerwartete – und dabei nie die Faszination am vermeintlich Alltäglichen verlieren.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Ein herausragender Artikel regt zum Nachdenken an, geht in die Tiefe, zeigt Zusammenhänge auf, stellt Nähe her. Ähnliches gilt für das Format Podcast. Dabei braucht ein herausragender Podcast unserer Meinung nach Unterhaltungswert und journalistische Sorgfaltspflicht in gleichem Maße. Zugleich vermittelt er eine ganz besondere Art von Nähe - sowohl zu Protagonistinnen und Protagonisten, zur Thematik, als auch zu Journalistinnen und Journalisten und deren Recherche
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Herzrasen bei der Verkündung der Preisträgerinnen und Preisträger und viele spannende Gespräche mit Menschen, die auf den unterschiedlichsten Wegen die beeindruckendsten Recherchen und Projekte auf die Beine gestellt haben.