Johannes Schneider

Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Meinung 2025

Johannes Schneider, geboren 1984 in Bochum, aufgewachsen in Dortmund, studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim und German Studies in St. Louis. Ab 2010 volontierte er beim Tagesspiegel, wo er an der Konzeption der Samstagsbeilage „Mehr Berlin“ beteiligt war, die er von 2013 bis 2017 inhaltlich gestaltete. Nach einem Intermezzo beim Greenpeace Magazin ist er seit 2018 Redakteur bei Zeit Online, seit 2024 im neu gegründeten Ressort Politisches Feuilleton von Die Zeit und Zeit Online. Daneben ist er mit dem Medienliedermacherduo „Bommi & Brummi“ fester Teil der deutschen Reporter Slams.

Johannes Schneider
privat

Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?

Am Tag nach dem Messeranschlag in Solingen (23. August 2024) war ich bei einem Abi-Treffen in Dortmund. Der Anschlag war dort natürlich Thema, die Atmosphäre war aber sehr besonnen. Grundsätzlich hatte ich dieses dringende Gefühl: Ich verlasse hier wirklich mal meine Berliner Blase, nur ganz anders, als es diejenigen vielleicht vermuten würden, die diese Blase häufig kritisieren (und auch ein Stückweit herbeireden). Denn während die Wut und die Furcht Ostdeutschlands mir in der Hauptstadt (und im Hauptstadtjournalismus) in den letzten Jahren sehr präsent zu sein scheinen (und sei es nur in Beschwörungen, dass man sie häufig übersieht), ist diese freundliche Gelassenheit, der ich immer wieder in NRW begegne (und die auch nichts mit der Stimmung in Hamburg oder Berlin zu tun hat), dort erstaunlich wenig verankert. Diesem Eindruck wollte ich nachgehen. 

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?

Grundsätzlich natürlich vor der Herausforderung, einen Text zu schreiben, der sauber differenziert und verschiedene Haltungen und biografische Erfahrungen (auch die ostdeutschen) fair kontextualisiert – ohne dabei komplett unlesbar zu werden. Und auch das stimmt: Wenn man in der Woche vor zwei ostdeutschen Landtagswahlen (Sachsen und Thüringen) innerhalb der Redaktion ankündigt, man wolle unmittelbar nach den Wahlen den Fokus Richtung Nordrhein-Westfalen verschieben, halten das nicht alle für eine zwingend gute Idee.

Wie wurden Sie unterstützt?

In diesem Fall gebührt der Dank meiner Ressortleitung Georg Löwisch und Julia Lorenz, die das Vorhaben nach außen (innerhalb der Redaktion) verteidigt haben, während sie mir meine ersten Textentwürfe noch als komplett unbrauchbar zurückgaben.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?

Neben vielem anderen (gute Recherche auch in Meinungsbeiträgen, präzise Analyse und transparente Argumentation): dass er wirklich von der Frage geleitet ist, was fehlt. Also: Was fehlt Leserinnen und Lesern gerade, um die Welt zu verstehen und sich eine Meinung zu bilden? An Informationen, aber auch an Gedanken, Zusammenhängen, Argumenten.

Was braucht ein herausragender Artikel?

In Bezug auf Essays und Meinungsbeiträge: vielleicht tatsächlich diesen einen Funken Idee, von dem man zu Beginn des Schreibens noch nicht wusste, dass er in dem Thema steckt. Und der auch – apropos „was fehlt“ – noch wirklich nirgends sonst zu finden ist.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung?

Nach der Preisverleihung vor zwei Jahren, bei der ich ebenfalls als Nominierter dabei sein durfte, sind viele Preisträgerinnen und Preisträger, Nominierte und Begleitungen noch in einen benachbarten Club gegangen – weniger um zu tanzen, sondern um im Außenbereich bis zum Morgengrauen zu quatschen, über die ganz unterschiedlichen Arbeitsbedingungen und Lebensrealitäten in Regional- und Wochenzeitungen, bei Online und Print, in crossmedialen Teams oder klassischen Kernressorts. An einer solchen After Hour wäre ich bei jedwedem Ausgang auch diesmal wieder interessiert (wenn auch die Stimmung variieren könnte).

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