Helen Krueger-Janson

Kurzbiographie der Nominierten in der Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt 2024

Helen Krueger-Janson, 1993 geboren, hat einen Bachelor in Kommunikationswissenschaft und einen Master in Political Economy absolviert. An der Deutschen Journalistenschule entdeckte sie Storytelling-Podcasts als Format für sich und produzierte dort als Regional Fellow der Augsburger Allgemeinen den Recherche-Podcast „Wem gehört das Wasser?“. Anschließend arbeitete sie als Redakteurin und Moderatorin bei Deutschlandfunk und Deutschlandfunk Kultur. Seit 2024 ist sie Redakteurin für Podcast-Serien bei der Süddeutschen Zeitung.

Helen Krueger-Janson
Niklas Keller

Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?

Für das dreimonatige Fellowship bei der Augsburger Allgemeinen war ich als Wahlmünchnerin auf der Suche nach einem Podcast-Thema aus der Region.Im Augsburger Stadtmuseum fiel mir ein Flyer über die denkmalgeschützten Kanäle der Stadt auf und im Torbogen stehend fing ich an, zu recherchieren. Über Umwege stieß ich dabei auf die Tatsache, dass Unternehmen in Bayern kein Geld für Grundwasser zahlen, wenn sie es aus einem eigenen Brunnen entnehmen. Womit das Bundesland deutschlandweit eine der wenigen Ausnahmen darstellt.

Für mich lag darin direkt die Grundsatzfrage, wie das mit den sinkenden Grundwasserständen zusammenpasste. Welchen Wert hatte Tiefengrundwasser in Bayern und wie nachhaltig war das? Ist die Wirtschaftsleistung von Produzenten hier wichtiger als das, was von der Staatsregierung als „eiserne Reserve für künftige Generationen“ festgelegt wurde?

Mit diesen Fragen im Hinterkopf und auf der Suche nach konstruktiven Lösungsansätzen führte ich lange Gespräche mit Landwirten an trockenen Bächen und Ackern, Interviews mit dem bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber und Ministerpräsidenten Markus Söder, sprach unter anderem mit Wasserwirtschaftsämtern, Branchenverbänden und Professoren für Hydrologie und Siedlungswasserwirtschaft der Universitäten Augsburg und München.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?

„Wem gehört das Wasser?“ sollte der erste Podcast werden, für den ich die Recherche, das Konzept, die Dramaturgie, das Skript, den Schnitt und die Organisation drumherum eigenständig umsetzen würde. Das war eine neue, aber schöne Herausforderung.Protagonisten zu finden, die mit mir offen über ihre Schwierigkeiten mit den geltenden Wasserverordnungen sprechen würden, war anfangs die wichtigste Hürde. Für Landwirte gelten in Bayern beispielsweise andere Bedingungen als für Unternehmen. Während einer Dürre kann ihnen untersagt werden, Wasser aus Flüssen, Seen oder Bächen zu pumpen, um damit ihre Felder zu bewässern. Das kann bei anhaltender Trockenheit, die immer häufiger auftritt, schnell an die Ernte und damit an ihre Existenz gehen. Weshalb es zu diesen Zeiten häufiger zu Ordnungswidrigkeiten kommt. Worüber in der Branche aber nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Ich fing also an, kalt in der Region bei Landwirten anzurufen und fragte, wer illegal Wasser entnommen hatte. Und hatte tatsächlich Reporterinnenglück. Jemand nannte mir einen Namen. Ebenjener Landwirt ist heute der anonymisierte Protagonist der ersten Folge „Illegal, legal, egal“.

Von wem und/oder wie wurden Sie dabei unterstützt?

Die größte Unterstützung habe ich von den RedakteurInnen in der Digitalredaktion der Augsburger Allgemeinen erhalten. Allen voran Sarah Schierack und Niklas Molter, die die Redaktion zu der Zeit leiteten. Sie hatten von Anfang an großes Vertrauen in das Projekt und stellten mir meine Fellowship-BeraterInnen Manuel Andre und Maria-Mercedes Hering zur Seite, die sehr hilfsbereiteSparringspartner waren. Die Protagonisten der vier Folgen haben mir ordnerweise Unterlagen zu alten und anhaltenden Rechtsstreits um Grundwasser offengelegt und mir die verschiedenen Wasserverordnungen erläutert. KollegInnen wie Axel Hechelmann, Christina Heller-Beschnitt, Jakob Stadler und Jonathan Lindenmaier haben mit KollegInnengesprächen oder Input zur Folgenstruktur weitergeholfen, Hendrik Wiethoff hat die Musik produziert und Mike Schlee den Klang poliert. Meine DJS-Schulleiterin Henriette Löwisch hatte die Fellowships überhaupt erst ermöglicht und Moritz Fehrle, Theresa Osterried, Saskia Trucks und Michael Sixl waren wichtigeErsthörerInnen.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?

Er ist bereit zu lernen, sucht kreative Zugänge, lässt sich keine Narrative aufzwingen, bleibt hartnäckig und irgendwo auch hungrig.

Im Video: Helen Krueger-Janson Kategorie Bestes lokales Digitalprojekt

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