Harald Staun
Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Meinung 2024
Harald Staun, 1970 in München geboren, hat an der LMU München Politikwissenschaften, Amerikanische Kulturgeschichte und Komparatistik studiert und an der Burda-Journalistenschule gelernt. Als freier Autor schrieb er unter anderem für das Feuilleton der Süddeutschen Zeitung. Er hat das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung mitentwickelt und ist seit Mai 2007 dort fester Redakteur, verantwortlich für die Medienseite. Gelegentlich zieht es ihn an die Universität zurück, zum Beispiel 2015 als Fellow am Digital Cultures Research Lab der Leuphana Universität in Lüneburg oder 2024 für einen Lehrauftrag zum Thema Essay an die Universität Basel.

Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Die Frage wie man als Journalist angemessen auf die Herausforderungen des Klimawandels reagiert, beschäftigt mich schon länger. Auch in anderen Fällen werden die medialen Routinen, mit denen politische Auseinandersetzungen vermittelt werden, der Komplexität und dem Kontext der Thematik oft nicht gerecht; angesichts der unumstrittenen Relevanz und der globalen Dimension der ökologischen Transformation wirken sie besonders kurzsichtig und deplatziert. Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz hat sich in einem derart auffälligem Maß auf Personen und Parteikämpfe konzentriert, dass sie mir ein gutes Beispiel zu sein schien, um die Defizite der Berichterstattung zu veranschaulichen.
Die Recherche im Bereich einer solchen Medienkritik besteht naturgemäß fast ausschließlich in einer ausgiebigen Lektüre: in der von aktuellen Debattenbeiträgen - den dummen und den klugen; in der von fachlichen Hintergrundtexten, um sich nicht völlig zu blamieren, wenn man als Laie technische Zusammenhänge darstellt (in diesem Fall von Gesetzestexten bis zur Thermodynamik für Dummies); und in der von diskursanalytischen Theorien, die den Blick für Argumentationsmuster und Rhetorik der medialen Beiträge schärfen.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Inhaltlich: Deutlich zu machen, dass es sich bei dem Text nicht um ein Plädoyer für die Wärmepumpe oder gegen sorgfältige Aushandlung politischer Entscheidungen handelt, sondern um eine Medienkritik. Fachlich: Sich trotzdem in kurzer Zeit – siehe oben – so gut es geht auch in die technische Thematik einzuarbeiten.
Von wem und/oder wie wurden Sie dabei unterstützt?
Wie seit Jahren: Von einem Ressort, das einem den Rücken freihält, um tagelang im Schreibtunnel zu verschwinden; und das einem vertraut, dass aus dem diffusen Themenvorschlag am Ende doch ein halbwegs guter Text wird.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Dass er mir etwas erzählt, was ich noch nicht weiß. Mich dabei nicht unterfordert. Und ein Bewusstsein hat für die Subjektivität der eigenen Perspektive.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Analytische Schärfe und sprachliche Genauigkeit. Und ein paar kluge Pointen.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Herausragende Artikel – und die glamouröse Feier, die sie verdienen.