Fabian Huber
Kurzbiographie des Nominierten in der Kategorie Reportage 2024
Fabian Huber, geboren 1996, schrieb schon als Schüler für die Lokalzeitung über Eishockey und studierte anschließend Journalistik sowie Internationale Beziehungen in Eichstätt und Washington. Nach Hospitanzen bei Die Zeit, Süddeutscher Zeitung und Stern volontierte er bei der Augsburger Allgemeinen Zeitung. Seit 2023 ist er Reporter im Auslandsressort des Stern. Huber wurde 2021 vom Medium Magazin zu den „Top 30 bis 30“ Nachwuchsjournalisten des Landes gezählt und war im selben Jahr bereits für den Theodor-Wolff-Preis nominiert.

Im Interview
Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Die Welt der Lkw-Fahrer hatte mich schon länger fasziniert. Sie sind so allgegenwärtig in unserem Leben und doch ist uns ihre Welt so fremd. In den Medien fand ich Trucker immer falsch dargestellt. Verklärt im Privatfernsehen – oder schnell befragt auf Rastplätzen, wenn es in Artikeln oder Magazinbeiträgen um die bekannten Missstände der Branche ging. So richtig in die menschliche Tiefe gingen diese Geschichten selten. Eines gemütlichen Abends mit Freunden fasste ich dann den Entschluss, diese Fahrer begleiten zu wollen. Nach Gesprächen mit Kennern der Branche wurde schnell klar, dass der Plan auf offiziellem Wege zum Scheitern verurteilt war. Keine Spedition, die ihre Fahrer ausbeutet, würde einen Journalisten einfach so einsteigen lassen. So kam mir die Idee zu trampen. Die Recherche war also maximal offen. Als Ziel legte ich lediglich Verona fest. Als Route den Brennerpass, die meistbefahrene Alpenquerung. Die verschiedenen Stationen wollte ich schließlich als eigene Episoden im Text erzählen. Den Rest ließ ich einfach auf mich zukommen. Es klappte. Vom privilegierten Trucker einer kleinen Spedition in Bayern bis zum ausgebeuteten Osteuropäer erlebte ich in zwei Tagen sämtliche Facetten des Lkw-Geschäfts.
Vor welchen Herausforderungen standen Sie?
Einerseits vor sprachlichen Herausforderungen. Ich kann nur ein paar Brocken Russisch, hatte mir auf einer App sämtliche osteuropäische Sprachen zur Audioübersetzung heruntergeladen. Das klappte relativ gut. Manche Fahrer sprachen auch gut Deutsch. Andererseits natürlich die nicht vorhandene Planbarkeit. Schon der erste Lkw-Fahrer ließ mich irgendwo im oberbayerischen Nichts auf einer Landstraße aussteigen. Von dort musste ich dreimal mit dem Auto trampen, um überhaupt zum nächsten Lkw-Parkplatz zu kommen. Jeder neue Einstieg fühlte sich an wie ein Jackpot.
Von wem wurden Sie unterstützt?
Mein Stiefvater fuhr mich frühmorgens zum nächstgelegenen Rastplatz auf der A9. Meine Mutter machte sich natürlich furchtbare Sorgen. Und meine Redaktion bei der Augsburger Allgemeinen stand voll und ganz hinter dem Projekt. Die ganze Geschichte hätte ja gut und gerne auch schief gehen – und ich mit einem leeren Notizblock wieder ins Büro kommen können.
Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Er findet auf der Straße und nicht vor dem Bildschirm statt. Er bricht komplexe und drängende Themen herunter auf menschliche Geschichten. Und er bindet das Ganze in eine Erzählung, die im Kopf bleibt.
Was braucht ein herausragender Artikel?
Einem herausragenden Artikel liest man an, dass sich der Autor oder die Autorin beim Schreiben quälen musste. Die Sprache ist kreativ, die Beobachtungen genau, der Aufbau durchdacht und der Faden, der sich durch den Text zieht, nicht zwingend geradlinig, aber zumindest rot.
Was erwarten Sie von der Preisverleihung?
Gutes Wetter, nicht wenig Alkohol und Szenetratsch.