Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Ich saß mit meiner Frau im Kino in den Hackeschen Höfen, hörte das verzweifelte Schluchzen der anderen Kinobesucherin, kam ins Nachdenken und verfasste später einen kurzen Beitrag auf Facebook. Darauf reagierten viele Bekannte – unter anderem der Redakteur der Berliner Morgenpost, Felix Müller. Er fragte mich, ob ich die 10 Zeilen auf Facebook nicht auch als 10.000 Zeichen-Geschichte in der Berliner Morgenpost erzählen könnte.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Ich habe Erfahrung als Wirtschafts- und Investigativ-Journalist, aber hier ging es um eine private und persönliche Geschichte, die ich nicht von außen beschreiben konnte. Gleichzeitig sollte es aber auch keine reine Betroffenheitsgeschichte werden. Und nicht jede Begebenheit kann öffentlich gemacht werden.

Von wem wurden Sie unterstützt?
Von meiner Frau. Sie hat die Endfassung redigiert. Das war die Bedingung – und es hat den Text besser gemacht.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Unabhängigkeit, Distanz, Wächterfunktion: Für Gruppen ohne Lobby eine Stimme zu sein, Fragen zu stellen, die sonst niemand stellt, nicht alles zu glauben und Inhaber von Macht zu kontrollieren.

Was braucht ein herausragender Artikel?
Ich würde sagen: Ein starkes Thema, eine klare  Sprache und einen Autor, der etwas zu sagen hat - aber das können Sie besser beurteilen.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung am 21. Juni in Berlin?
Seit der Veröffentlichung des Artikels haben mich viele Nachrichten von verzweifelten Eltern erreicht, denen der Text  in den schweren Tagen direkt nach der Diagnose „Down-Syndrom“  Mut gemacht hat, mit ihrem Kind zu leben. Wenn der Text durch die Preisverleihung künftig vielleicht noch mehr Menschen in dieser Situation erreicht und ermutigt, würde mich das sehr freuen.