Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?

Als die Stimmung in der Republik gereizter und ruppiger wurde, fragte ich mich, ob die Meinungsmacher nicht auch selbst dazu beitragen, dass manche Menschen ihnen nicht mehr trauen. Mir fiel auf, dass Medien häufig reflexhaft auf rechtspopulistische Provokationen reagierten – und emotionalen Botschaften große Resonanz verschafften, die vorher nur ein begrenzter Kreis zur Kenntnis genommen hatte. Das Material für den Artikel hatte sich über Monate angesammelt. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump studierte ich dann auch amerikanische Analysen der Entfremdung zwischen liberalen Eliten und Wählern.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?

Es ist nicht leicht, bei einem abstrakten Thema den Spannungsbogen zu halten. Zudem war mir bewusst, dass die Warnung vor einer ritualisierten Abgrenzung gegenüber Rechtspopulisten von manchen Lesern als Kapitulation vor solchen Kräften missverstanden werden konnte.

Von wem wurden Sie dabei unterstützt?

Meine Redaktionsleiter Antje Sirleschtov und Stephan Haselberger gewährten mir die Freiheit, jenseits der tagesaktuellen Berichterstattung längere Linien zu verfolgen. Dass wir in der Redaktion fast jeden Tag über Politik und Gesellschaft reden und streiten, schärft die Gedanken.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?

Neben der Fähigkeit zur Kritik auch die Bereitschaft zur Selbstkritik. Journalisten machen Fehler - kollektive und individuelle. Wer sich zu ihnen verhält, gewinnt oder behält eher das Vertrauen seiner Leserinnen und Leser.

Was braucht ein herausragender Artikel?

Ein wichtiges Thema, sprachliche Qualität und den Mut, ausgetretene Pfade zu verlassen.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung am 21. Juni in Berlin?

Einen unvergesslichen Abend.