Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?
Ein Kollege aus der Lokalredaktion machte mich auf Nuran Joerißen aufmerksam, die in unserem Verbreitungsgebiet lebt und ein Buch über ihre Zwangsheirat geschrieben hat. Ich bin zu ihr gefahren und wir haben uns einen Vormittag lang intensiv unterhalten.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?
Ich wollte Frau Joerißens dramatische Geschichte erfahrbar machen, aber auch zeigen, was für ein positiver, lebensbejahender Mensch sie trotz allem ist. Dazu habe ich bewusst auf eine allzu emotionale Sprache verzichtet und versucht, sprachlich abgegriffene Bilder zu vermeiden.

Von wem wurden Sie dabei unterstützt?
In erster Linie von Frau Joerißen, die sehr offen aus ihrem Leben erzählt und mir vertraut hat. Nachdem ich den Text geschrieben hatte, haben Kollegen mir mit ihrem Feedback sehr geholfen.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?
Neben Selbstverständlichkeiten wie genauer Recherche, Unabhängigkeit und Transparenz halte ich es für unabdingbar, dass ein Journalist bereit ist, sich überraschen zu lassen und eigene Klischees zu hinterfragen.

Was braucht ein herausragender Artikel?
Herz und Hirn.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung am 21. Juni in Berlin?
Ich erwarte in schwierigen Zeiten ein starkes Signal für den Journalismus. Bei all den Anfeindungen, denen Journalisten hierzulande ausgesetzt sind, sollten wir aber nicht vergessen, dass wir es im Vergleich zu anderen Kollegen sehr gut haben. Ich begrüße deshalb den Sonderpreis für Deniz Yücel und hoffe, dass wir an dem Abend eine Botschaft der Solidarität an alle inhaftierten Journalisten senden können.