„Klimazentrale Stuttgart": Lokales Wetter im Fokus

Nominiert 2023 für den Nova Innovation Award in der Kategorie Produktinnovation

Nominiert für den diesjährigen Nova Innovation Award: Die „Klimazentrale Stuttgart” wirft einen genauen Blick auf das regionale Wetter. Das Datenprojekt automatisiert Analysen bis auf Postleitzahlebene für individuelle Auswertungen, bietet wertvolle Informationen über lokale Wetterveränderungen seit 1961 und unterstützt Redaktionen bei der Beleuchtung besonderer Wetterphänomene.

Klimazentrale Stuttgart
Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten

Im Interview Jan Georg Plavec und Simon Koenigsdorff | Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten

Was war der Anlass, die Klimazentrale Stuttgart zu starten?

Plavec: Der Klimawandel sowie die Anpassung daran zählen zu den dominierenden Themen auch für unsere Leserinnen und Leser. Für Regionalzeitungen ist es eine besondere Herausforderung, Auswirkungen vor Ort darzustellen. Datenjournalismus ist hierfür eine Lösung, weil wir Tag für Tag das vor der eigenen Haustür erfahrbare Wetter aufgreifen und die Werte von 14 Wetterstationen in und um Stuttgart auswerten.

Koenigsdorff: Beispielsweise waren die Temperaturen, an die wir uns heute gewöhnt haben, in der Jugend der heutigen Eltern- und Großelterngeneration keineswegs normal, und das hängt mit dem Klimawandel zusammen. Wir brechen mit der Klimazentrale also ein globales Thema lokal herunter. Dass wir dafür Zehntausende Datenpunkte vollautomatisch verarbeiten und analysieren, macht das Projekt technisch interessant und skalierbar.

Plavec: Darüber hinaus dienen die Daten und die Visualisierungen regelmäßig als Grundlage für exklusive vertiefende Analysen hinter der Paywall sowie für Reichweitenstücke. Neben dem hochrelevanten Thema war unsere wichtigste Motivation für dieses Projekt, dass es Redaktion und Verlag über viele Jahre an vielen Stellen nützt.

Jan Georg Plavev | Leitender Redakteur für Datenjournalismus und Datenprojekte | Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten

Die Klimazentrale zahlt sowohl auf die Reichweite als auch die Abos ein.

Die Klimazentrale ist crossmedial angelegt. Würden Sie dies bitte erläutern.

Koenigsdorff: Datenjournalismus ist zunächst immer digital, weil er große Datenmengen nutzt. Die automatisierten, hyperlokalen Analysen und die täglich neu generierten Schaubilder sind ebenfalls nur digital möglich, und natürlich spielen wir die Reichweitenstücke ebenso wie exklusive Geschichten auf unserer Website und Social Media. Doch die Klimazentrale ist so angelegt, dass daraus auch regelmäßige Printformate entstehen, etwa wöchentliche Analysen sowie Schaubilder zum lokalen Klima. Für den Projektauftakt haben wir zudem die Titelseite der Stuttgarter Zeitung mit einem „Klimastreifen“-Schaubild bebildert.

Wie haben Leserinnen und Leser sowie Werbekunden auf das Angebot „Klimazentrale Stuttgart“ reagiert? Und welchen Erfolg haben Sie mit diesem Datenprojekt?

Plavec: Die Klimazentrale zahlt sowohl auf die Reichweite als auch die Abos ein. Reichweite machen wir beispielsweise mit unseren Rankings der heißesten Orte an besonders heißen Tagen; damit erreichen wir zuverlässig 40.000 bis 60.000 LeserInnen. Dazu kommen die exklusiven Datenauswertungen für zahlende User. Mit dem Kleinwalsertal haben wir zudem einen Sponsor für die Klimazentrale, dessen Engagement uns die Entwicklungskosten wieder hereingespielt hat.

Was war persönlich für Sie die Innovation in der letzten Zeit?

Koenigsdorff: Dass tagesaktuelle Live-Daten für immer mehr Themen im Journalismus relevant werden, hat dem Datenjournalismus in den letzten Jahren einen großen Schub gegeben – von Corona über Energie bis zum Klima. Für mich liegt die Innovation darin, dass Redaktionen sich dadurch zunehmend interdisziplinär aufstellen.

Plavec: Generative KI wird uns absehbar helfen, Formate fluide zu machen. Sie erstellt aus einem Text ein Video oder umgekehrt, macht aus einem Feature ein Frage-Antwort-Stück oder eine kurze Meldung. Darin sehe ich große Chancen, Inhalte besser und breiter als bisher zielgruppengerecht auszuspielen und auch ganz neue digitale Usergruppen anzusprechen.

Diese Seite teilen