Preisträgerin 2015

BDZV verleiht Bürgerpreis der deutschen Zeitungen an Elisabeth Ehninger und „Dresden – Place to be“

Der zum sechsten Mal ausgeschriebene Bürgerpreis der deutschen Zeitungen geht an Elisabeth Ehninger, Vorsitzende des Vereins „Dresden – Place to be“. Das hat die Chefredakteurs-Jury am 21. September beim Zeitungskongress des BDZV in Regensburg entschieden. Der Preis ist mit 20.000 Euro dotiert.

Die Jury würdigte mit der Auszeichnung das Engagement Ehningers und ihrer Mitstreiter für eine Willkommenskultur in Dresden. Der Verein vermittelt nicht nur Paten an Neu-Dresdener, die aus dem Ausland kommen. Im Zuge der Pegida-Aufmärsche organisierte er im Januar als Zeichen für eine tolerante und weltoffene Stadt ein großes Konzert „Offen und bunt – Dresden für alle“. Es folgten eine Bürgerkonferenz im März zur Flüchtlings- und Zuwanderungspolitik und ein Gastmahl für alle unter dem Motto „Dresden isst bunt“ im Juni. Weitere Aktionen sind geplant. Die Chefredakteursjury hob hervor, dass das Konzept von „Dresden – Place to be“ an vielen Orten leicht nachzuahmen sei. Die feierliche Preisverleihung fand am 18. Februar 2016 in Berlin statt.

Vorschläge für den Bürgerpreis der deutschen Zeitungen können ausschließlich durch die Zeitungen eingereicht werden. Die Jury besteht aus allen Chefredakteuren der BDZV-Mitgliedsverlage. Die Würdigung von Elisabeth Ehninger und „Dresden – Place to be“ geht auf einen Vorschlag der „Dresdner Neuesten Nachrichten“ zurück.

Preisträgerin Elisabeth Ehninger

Preisverleihung des Bürgerpreises 2015
BDZV

Grußwort anlässlich der Preisverleihung Grusswort von Helmut Heinen, Präsident Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, anlässlich der Verleihung des Bürgerpreises der Deutschen Zeitungen an Elisabeth Ehninger am 18. Februar 2016 in Berlin

Es gilt das gesprochene Wort!

Weltweit sind derzeit mindestens 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Mehr als eine Million Flüchtlinge haben Mitteleuropa und Deutschland erreicht. In diesen Tagen spielt die Diskussion über die Wiederaufnahme von Grenzkontrollen und die Errichtung von Grenzzäunen und anderen Abwehrmaßnahmen eine große Rolle. Ich hielte es für fatal, wenn wir angesichts des Flüchtlingsandrangs eine so zentrale Errungenschaft der Europäischen Union wie die Freizügigkeit im Schengen-Raum aufgeben würden – oder meinten, aufgeben zu müssen. Doch darüber kann, ja muss, offen und engagiert diskutiert werden.

Die durchaus vielstimmige Auseinandersetzung über den angemessenen Umgang mit den Geflüchteten und über die künftige Verfasstheit Europas und der Europäischen Union hat jedenfalls ein Gutes, nämlich, dass sie das Interesse vieler Menschen an politischen Vorgängen geweckt oder wiederbelebt hat und dass damit die Einsicht wächst, wie wichtig glaubwürdige Information aus seriösen Quellen für die Beurteilung komplexer politischer und gesellschaftlicher Themen ist.

Gefragt sind Medien, die recherchieren, analysieren, aufbereiten und offene Fragen offen diskutieren und diskutieren lassen. Genau das ist die Aufgabe auch unserer Zeitungen: Sagen was ist und was das alles zu bedeuten hat.

Wir brauchen Medien, die die wirklichen Dimensionen von Flüchtlingszuwanderung in sozialer wie auch in finanzieller Hinsicht klar benennen, die demografische Entwicklungen ohne ideologische Scheuklappen darstellen und die auch nicht vor einer Wiedergabe von Kriminalitätsstatistiken nach Herkunftsländern zurückschrecken, um auch nur den Anschein der Verbreitung von Halbwahrheiten zu vermeiden.

In einen Wettlauf, wer als erster die wildesten Vermutungen verbreitet, wollen und werden die Zeitungen sich allerdings nicht begeben. Nachdrücklich verwahre ich mich gegen hetzerische Parolen von der so genannten Lügenpresse. Wer dazu willens ist, kann sich gerade in deutschen Medien in einer überragenden Breite und Tiefe informieren. Wer allerdings Medien und Menschen nicht ertragen kann, die die eigene Sicht der Dinge nicht teilen, der wird Andersdenkende wohl auch weiterhin ganz bequem als Lügner diffamieren.

Auch darüber wollen wir heute Morgen sprechen. Herzlich willkommen zum Bürgerpreis der deutschen Zeitungen.

Ich begrüße den Bundesminister des Innern, Herrn Dr. Thomas de Maizière. Sie haben, sehr geehrter Herr de Maizière, als es darum ging, eine schwäbische Dresdnerin, eine Netzwerkerin von hohen Graden, eine pragmatische Idealistin und ihr herausragendes Engagement für Flüchtlinge und Menschen in Not zu würdigen, sofort zugesagt. Dafür danke ich Ihnen sehr!

Ganz besonders begrüße ich nun aber den Mittelpunkt unserer heutigen Veranstaltung, unsere Preisträgerin Frau Elisabeth Ehninger und ihren Mann, Prof. Gerhard Ehninger, sowie die zahlreichen angereisten Mitstreiter der Organisation Dresden Place to be.

Menschen wie sie sind das Salz der Erde. Müsste ich beschreiben, wie bürgerschaftliches Engagement funktionieren kann, stehen Elisabeth Ehninger, ihre Familie und ihr Verein prototypisch. Dresden Place to be ist eine noch sehr junge Organisation. Und was hat sie für die Stadt Dresden, die mit jedem Montagsmarsch von Pegida und jeder fremdenfeindlichen Aktion weiter Schaden an ihrem Ruf nimmt, nicht bereits bewirkt. Wir werden noch darauf zurückkommen.

Die Wahl zum Bürger oder zur Bürgerin des Jahres liegt in den Händen der größten und kompetentesten Jury, die wir aufbieten können – sie liegt bei den Chefredakteuren unserer Zeitungen. Wer wüsste besser Bescheid über die Sehnsüchte und Wünsche, die Sorgen und Nöte der Menschen als gerade die Zeitungen und ihre Macher, die Tag für Tag das Zeitgeschehen reflektieren, kommentieren und die im ständigen Dialog mit ihren Lesern stehen? Und das gedruckt und digital, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche. 

Als wir im vergangenen September zum sechsten Mal die Chefredakteure um Vorschläge für eine mögliche Preisträgerin oder einen Preisträger baten, fielen die Nominierungen einmal mehr höchst unterschiedlich aus. Und doch entschied sich die Jury sehr schnell einmütig für einen Vorschlag der „Dresdner Neuesten Nachrichten“, weil das Thema Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Rechtsradikalität jeden angeht. Nicht zuletzt überzeugte das Argument, dass all die Aktivitäten, die Dresden Place to be für eine Willkommenskultur und für ein offenes und buntes Dresden auf die Beine gestellt hat, auch an jedem anderen Ort in Deutschland so oder ähnlich nachvollzogen werden könnten.

Wenn und wo es denn nötig ist. Bei aller Empörung angesichts der wachsenden Zahl von Angriffen auf Flüchtlingsunterkünfte und fremdenfeindlichen Übergriffen in der Bevölkerung nehme ich doch mit Bewunderung wahr, wie nachhaltig zugleich in unserem Land das humanitäre Engagement für all die Zuwanderer aus Kriegs- und Krisengebieten ist. Elisabeth Ehninger und ihr Verein streiten für ihre Vision von einem offenen und bunten Dresden.

Lassen Sie uns darüber streiten, wie offen und bunt Deutschland ist oder werden soll. Wir Zeitungen sind bei dieser Diskussion immer dabei!

Download des vollständigen Grußworts als PDF

MUSIK

Wolfgang Niedecken
Sänger und Bandleader („BAP“)
Márcio Tubino

 

BEGRÜSSUNG

Helmut Heinen
Präsident Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger

 

LAUDATIO

Dr. Thomas de Maizière, MdB
Bundesminister des Innern

 

DIE PREISTRÄGERIN

Elisabeth Ehninger

 

DISKUSSION

„Presse und Politik im Kreuzfeuer der Kritik“
Nikolaus Blome
Stellvertretender Chefredakteur Politik und Wirtschaft, „Bild“ und bild.de
Dr. Wolfram Kiwit
Chefredakteur „Ruhr-Nachrichten“ (Dortmund)
Dr. Thomas de Maizière
Dr. Simone Peter

Bundesvorsitzende Bündnis 90/Die Grünen

Moderation: Peter Stefan Herbst
Chefredakteur „Saarbrücker Zeitung“

Preisverleihung an Elisabeth Ehninger