Die Nominierten 2018

Der BDZV hat zum neunten Mal einen Preis für herausragendes bürgerschaftliches Engagement ausgeschrieben. Gewürdigt als „Deutschlands Bürger/Bürgerin des Jahres“ werden Personen, die auch jenseits ihrer eigentlichen Profession Herausragendes für die Gesellschaft leisten. Die deutsche Nationalität ist ausdrücklich nicht Voraussetzung.

Vorschläge für den mit 20.000 Euro dotierten „Bürgerpreis der Deutschen Zeitungen“ können ausschließlich durch die Zeitungen eingereicht werden. Die Jury besteht aus den 254 Chefredakteuren der BDZV-Mitgliedsverlage. Sie werden beim Zeitungskongress 2018 am 25. September in Berlin den Gewinner küren.

Logo des Bürgerpreises der Zeitungen vor einem angedeuteten Zeitungsstapel
BDZV / Bürgerpreis der Zeitungen

Dies sind die Nominierten alphabetisch geordnet nach dem Titel der vorschlagenden Zeitung

„Badische Zeitung“ & „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorgeschlagen: Dr. Clemens und Friederike Ladenburger

In Erinnerung an die Freiburger Medizinstudentin Maria Ladenburger, die am 16. Oktober 2016 von einem Flüchtling aus Afghanistan ermordet wurde, haben ihre Eltern und Schwestern gemeinsam mit dem Verband der Freunde der Universität Freiburg e.V. eine Stiftung zur Unterstützung von Studierenden der Universität Freiburg, insbesondere der Medizinischen Fakultät, gegründet. Die Maria-Ladenburger-Stiftung unterstützt Studierende mit Behinderung, plötzlichen Erkrankungen oder in schwierigen Lebenssituationen sowie ausländische Studierende bei deren Integration in das universitäre Umfeld. Sie fördert auch Projekte der Entwicklungshilfe, etwa durch Pflichtpraktika im Medizinstudium. Marias Familie, ihre Eltern Friederike Ladenburger und Dr. Clemens Ladenburger, feiert mit der Errichtung der Stiftung der furchtbaren Tat zum Trotz ausdrücklich das Leben: „Maria studierte Medizin voller Begeisterung, Engagement und Lebensfreude, um als Ärztin für ihre Mitmenschen da sein zu können. Sie war und sie bleibt ein Sonnenschein für ihre Familie, für ihre Freundinnen und Freunde. Die Stiftung will das Geschenk ihres Lebens an Studierende weitergeben und in ihrem Sinne ein Zeichen der Mitmenschlichkeit setzen.“ Freiburgs Universitätsrektor Hans-Jochen Schiewer würdigte die Stiftung als „bewegende und große Geste“ der Familie.

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„B.Z.“ (Berlin) vorgeschlagen: Raúl Krauthausen

Als Inklusions-Aktivist und Gründer des Vereins „Sozialhelden“, studierter Kommunikationswirt und Design Thinker arbeitet Raúl Krauthausen seit über 15 Jahren in der Internet- und Medienwelt. Seit 2011 ist er Ashoka Fellow und engagiert sich bei den „Sozialhelden“, die mit kreativen Ideen auf soziale Probleme aufmerksam machen und sie im besten Fall beseitigen. Neben dem klassischen Projektmanagement vertritt Krauthausen die „Sozialhelden“-Projekte und deren Vision auch nach außen. Der selbst an der Glasknochenkrankheit leidende Aktivist sorgt dafür, dass das Thema Behinderung Beachtung in der Öffentlichkeit findet.

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„Berliner Morgenpost“ vorgeschlagen: Dieter Puhl

Dieter Puhl ist seit zehn Jahren Leiter der Berliner Bahnhofsmission am Zoo. Seit 25 Jahren setzt er sich für Obdachlose ein. Er ist der Mann, der die Unsichtbaren sieht. Bis zu 700 Menschen versorgt die Bahnhofsmission täglich mit Speisen oder Kleidung und bietet den Hilfesuchenden darüber hinaus die Möglichkeit, sich zu duschen oder Beratungsleistungen in Anspruch zu nehmen. Mit unermüdlichem Engagement hat es Puhl geschafft, viel Geld für die Bahnhofsmission zu akquirieren. Puhls Aufforderung, über das Tabu Obdachlosigkeit auch öffentlich zu sprechen – sein Aufruf, den Schwächsten auf der Straße zu helfen, statt sie zu vertreiben – ist es mit zu verdanken, dass Berlin heute ein breit angelegtes Hilfsprogramm für Obdachlose hat.

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„Braunschweiger Zeitung “ vorgeschlagen: Noura Labanieh

Noura Labanieh kam im Jahr 2013 selbst als Flüchtling nach Deutschland – und unterstützt nun andere dabei, sich zu integrieren. Sie stammt aus Syrien und hat sich sehr schnell eingelebt, half anderen Geflüchteten zunächst rein ehrenamtlich und inzwischen auch als Angestellte der Diakonie, sich in Salzgitter zurechtzufinden. Für ihr besonderes Engagement ist Noura Labanieh bereits mit dem Preis Salzgitteranerin des Jahres 2018 ausgezeichnet worden.

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„Flensburger Tageblatt“ vorgeschlagen: Stefan Schmidt

Stefan Schmidt hat als Kapitän der „Cap Anamour“ bereits weit vor der jüngeren Krise im Mittelmeer Flüchtlinge gerettet. Als überparteilicher Flüchtlingsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein erhebt er seine Stimme für Gelassenheit und Menschlichkeit. Er trug so dazu bei, dass hitzige Debatten unterblieben, als 2015/2016 die Grenze zu Dänemark ein viel beachteter Ort der Flüchtlingskrise in Deutschland war.

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„Heilbronner Stimme“ vorgeschlagen: Ulrike Bauer-Dörr, Vereinsvorsitzende „Menschen in Not“

Die Leserhilfsaktion „Menschen in Not“ entstand im Jahr 1970 aus einer Vorweihnachtsserie der Lokalredaktion der „Heilbronner Stimme“. Vorgestellt wurden Menschen mit tragischen Schicksalen, die das Mitgefühl der Leserinnen und Leser erregten. Spontan spendeten sie Geld. Die Aktion „Menschen in Not“ war geboren. Ulrike Bauer-Dörr ist seit 1984 das Gesicht der Aktion. 1995 wurde der gemeinnützige Verein „Heilbronner Stimme / Aktion Menschen in Not“ gegründet. Bauer-Dörr hat mit ihrem persönlichen Einsatz dafür gesorgt, dass aus einer Hilfe für wenige Bedürftige die zentrale Spendeninitiative für den Raum Heilbronn und Hohenlohe wurde. Seit 1970 sind rund zwölf Millionen Euro gespendet worden.

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„Märkische Oderzeitung“/ Lokalausgabe „Hennigsdorfer Generalanzeiger“ vorgeschlagen: Irmela Mensah-Schramm

Die als „Polit-Putze“ bekannt gewordene 73-jährige Berlinerin Irmela Mensah-Schramm engagiert sich seit über 30 Jahren gegen Rechtsextremismus. Bekannt ist sie vor allem für Aktionen, bei denen sie bundesweit rechtsextreme Schmierereien, Graffiti, Aufkleber und Fotos aus der Öffentlichkeit entfernt. Erst Ende 2017 war in der Urania (Berlin) eine Ausstellung über ihr Engagement zu sehen. Gezeigt wurden Fotos von Hassschmierereien, die sie über Jahrzehnte dokumentiert und entfernt hat. Mensah-Schramm ist für ihr Engagement gegen rechts vielfach ausgezeichnet und für ihre Putz-Aktivitäten im öffentlichen Raum mehrfach angezeigt und vor Gericht gestellt worden.

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„Märkische Oderzeitung“ – Hauptausgabe Frankfurt a.d.O. vorgeschlagen: Philipp Humbsch

Philipp Humbsch hat im Jahr 2016 die Initiative „Jeder kann ein Held sein" ins Leben gerufen, die seither mehr als 3.000 Kindern in ländlichen Gebieten Brandenburgs kostenlose Erste-Hilfe-Kurse ermöglicht hat. Bei den dreitägigen Kursen werden den Grund- und Förderschülern jedoch nicht nur lebensrettende Soforthilfemaßnahmen beigebracht. Auch lokale, ehrenamtliche Hilfsorganisationen und Freiwillige Feuerwehren präsentieren sich im Rahmen des Workshops und knüpfen Kontakt zum Nachwuchs. Philipp Humbsch ist zudem Mitbegründer des Vereins „Pépinière e.V.", über dessen Mitgliedsbeiträge die Erste-Hilfe-Aktionstage u.a. finanziert werden.

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„Märkische Oderzeitung“/ Lokalausgabe Seelow vorgeschlagen: Marion Krüger, Vorsitzende Heimatverein „Schweizerhaus Seelow“

Marion Krüger, Vorsitzende des 2007 gegründeten Heimatvereins „Schweizerhaus Seelow“, hat es sich zum Ziel gesetzt, das einstige Mustergut von gärtnerischer und künstlerischer Schönheit, das heute in der Denkmalliste Brandenburgs steht, zu revitalisieren. Neben dem gärtnerischen Teil der Gesamtanlage, der heute noch teilweise vorhanden ist, sollen auch die prägenden Gebäude Schweizerhaus und Goethehaus denkmalschutzgerecht saniert und das Schweizerhaus zu einem touristischen Anziehungspunkt der Stadt Seelow entwickelt werden. Als Motor des Vereins ist es Marion Krüger gelungen, das Areal wieder begehbar zu machen und einen Veranstaltungsort von großer kulturhistorischer Bedeutung zu neuem Leben zu erwecken.

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„Saarbrücker Zeitung“ vorgeschlagen: Alexander Gerst

Unser Mann im All: Der in Künzelsau (Baden-Württemberg) geborene deutsche Geophysiker und Astronaut Alexander Gerst ist nach Thomas Reiter und Hans Schlegel der dritte deutsche Astronaut auf der Internationalen Raumstation ISS. Seit Juni 2018 befindet er sich bereits zum zweiten Mal für eine Langzeitmission an Bord der ISS. Gerst nutzt dabei vorbildlich seine mediale Präsenz in Fernsehen, Print und Online, um gerade auch junge Menschen für Forschung und Technik zu begeistern. Die Deutsche Physikalische Gesellschaft verlieh ihm die Medaille für naturwissenschaftliche Publizistik für seine „in hervorragender Weise zur Verbreitung naturwissenschaftlich-physikalischen Denkens im deutschsprachigen Raum und weit darüber hinaus beitragenden Veröffentlichungen“.

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„Schwäbisches Tagblatt“ vorgeschlagen: Friedhold Ulonska

Der Unternehmensberater Friedhold Ulonska aus Rottenburg bei Tübingen ist Kapitän und immer wieder im Mittelmeer auf verschiedenen Seenot-Rettungsschiffen im Einsatz. Er fuhr schon auf der Sea-Watch, der Sea-Eye und der Lifeline. Dafür opfert Ulonska viel Zeit und setzt sich einem hohen Risiko aus. Unabhängig vom Für oder Wider diese oder jene Flüchtlingspolitik geht es ihm dabei um eines: Menschenleben retten – und das schon seit vielen Jahren. Schätzungsweise 800 bis 900 Menschen haben er und seine Crew allein bei ihrem Einsatz im Januar dieses Jahres vor dem sicheren Ertrinken bewahrt.

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„Westfalenpost“ vorgeschlagen: Dr. Andreas Hollstein

Andreas Hollstein (CDU) hat sich als Bürgermeister von Altena stark dafür eingesetzt, Flüchtlingen in der Stadt eine neue Heimat zu geben. Am 27. November 2017 wurde er in einem Döner-Imbiss in seiner Heimatstadt zunächst von einem Mann bedroht und angegriffen, dabei verletzte ihn der Angreifer mit einem Messer am Hals. Die Staatsanwaltschaft geht von einer rassistisch motivierten Tat aus. Von seinem Kurs lässt sich Hollstein nach dem Angriff aber nicht abbringen und ist damit ein Vorbild für viele andere, die in der Kommunalpolitik täglich Verantwortung tragen. Hollstein erfährt viel öffentliche Unterstützung, ist aber auch zahlreichen Anfeindungen, insbesondere in den Sozialen Netzwerken, ausgesetzt. Das Landgericht Hagen kritisierte den Bürgermeister bei der Urteilsverkündung (zwei Jahre auf Bewährung für den Täter) für dessen öffentlichen Auftritte. Hollstein ist damit ein mahnendes Beispiel dafür, dass jene, die sich an der Basis engagieren, von Staat und Gesellschaft allzu oft nicht ausreichend unterstützt werden.

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