09. Juni 2011 | Allgemeines
Zeitungen setzen auf Social Media und mobile Produkte
Rund 300 Verlagsmanager und Chefredakteure beim Multimedia Kongress „Zeitung online“
Die Zeitungen profitierten vom Online-Boom, sagte BDZV-Vizepräsident Richard Rebmann vor rund 300 Verlagsmanagern und Vertretern der Chefredaktionen. Jeder dritte Internetnutzer sei regelmäßig auf den Online-Angeboten der Zeitungen. Doch sei es bisher nicht gelungen, diese hohe Akzeptanz zu einem wirtschaftlichen Erfolg zu machen. Zugleich werde der Druck durch neue Wettbewerber im Nutzer- und Werbemarkt immer größer. Soziale Netzwerke wie Facebook, die den Verlagen interessante Chancen böten, seien zugleich die neue Konkurrenz in den lokalen Märkten.
Welch enormes Potenzial das Internet bereit hält, machten vor allem Experten der Spiele-Industrie und Vertreter der Social-Media-Welt deutlich. „Schaffen Sie Vertrauen durch Nähe und binden Sie Ihre User und Leser in Kommunikationsprozesse“, fasste der erst 16-jährige Blogger und Podcaster Philipp Riederle die Erwartungen der „Digital Natives“ zusammen, und ergänzte: „Das Netz und vor allem die sozialen Netzwerke verlangen nach Interaktion.“
Die Chancen und Risiken, die die neuen Tablet-Geräte mit sich bringen, standen im Mittelpunkt des Vortrags von Medienexperte und BDZV-Berater Werner Lauff. Für den „langfristigen Erfolg mit beim elektronischen Publizieren“ nannte er vier Eckpfeiler. Dies sei neben der Produktion von herausragendem Content vor allem die Notwendigkeit, soziale Medien und Netzwerke in die Verlagsangebote zu integrieren. „Wir müssen drittens die Geschäftsmodelle neuer Wettbewerber analysieren, abstrahieren und modular übernehmen“, so Lauff und viertens sei es notwendig, nicht nur User sondern – und das vor allem – auch Werbekunden an die neuen Angebote heranzuführen.
Dem Thema Monetarierungsstrategien im Web und auf mobilen Endgeräten widmete sich auch der bekannte US-Medienexperte Ken Doctor. Sein Credo: „Die Verlage können zu den Gewinnern des digitalen Wandels gehören“. Voraussetzung sei, dass die Zeitungen die Stärke ihrer Marken ausschöpften und die Möglichkeiten im Nutzer- und Werbemarkt besser ausnutzten. Der Erfolg gehöre Zeitungshäusern, die auf allen Kanälen – Print, Online, Mobil – exzellente Produkte hätten und sich im Werbemarkt – auch im Lokalen – als Fullservice-Agentur aufstellten.
Wie sich Verlagshäuser die Denk- und Arbeitsweisen des menschlichen Gehirns nutzbar machen können, war die Kernfrage der Keynote von Professor Dieter F. Braus, Facharzt für Psychiatrie und Neurologie in Wiesbaden. „Vergessen Sie Rationalität und investieren Sie in Emotionen“, so der Ratschlag des Expertens. Denn Gefühle beeinflussten den Menschen um ein Vielfaches mehr als der reine Sachaussagen.
Weiterer Schwerpunkt der elften „Zeitung online“ war die Thematik Social-Gaming, eine der schnellst wachsenden Branchen im Social-Web. „Verlage sollten den Mut haben, in ihre Seiten und Facebookprofile Mini-Games zu integrieren, um so die Interaktion mit dem Leser weiter zu steigern“, prognostizierte Jens Begemann, Gründer und CEO Wooga, die unter anderem für die Games „Brain Buddies“ und „Bubble Island“ verantwortlich zeichnen. Neue Wege in der Kundenabsprache zu gehen, empfahlen auch die Experten in der abschließenden Diskussionsrunde, die ganz im Zeichen des (lokalen) Marktes stand. „Suchen Sie nach Nischen, gründen Sie Portale für Segelbedarf oder hochspezialisierte Jobportale“, empfahl Rob Paterson, Group Managing Director von Friday-Ads aus Großbritannien, die neben einer Jobplattform für Flugpersonal mehr als hundert weitere Rubrikenwebsites unterhalten. „Der Rubrikenmarkt ist hart umkämpft, doch wir dürfen ihn noch nicht aufgeben. Gerade im Lokalen und Sublokalen stecken die Geschäftsmodelle für morgen“, fasste Joachim Vranken, Geschäftsführer Kalaydo aus Köln, die Trends zusammen.
Weitere Informationen, Bilder und das Video zur Zeitung online gibt es unter www.bdzv.de beziehungsweise unter www.youtube.de/bdzvtv.