Preisträgerin 2012

BDZV verleiht Bürgerpreis der deutschen Zeitungen an Nora Weisbrod

Der zum dritten Mal ausgeschriebene Bürgerpreis der deutschen Zeitungen geht an Nora Weisbrod aus Mainz. Damit würdigt die Chefredakteurs-Jury das Engagement der jungen Frau für Hilfsprojekte in Afrika.

"Wir brauchen aufmerksame, engagierte und manchmal auch mutige Menschen, die mit ihrem Talent und ihren Ideen für eine bessere Welt und insbesondere für eine bessere Zukunft benachteiligter Kinder und Jugendlicher in dieser Welt arbeiten. Wir brauchen Zeitungen, die über diese Menschen berichten und ihre Arbeit positiv verstärken.“ Das sagte BDZV-Präsident Helmut Heinen am 21. Februar 2013 in Berlin bei der feierlichen Verleihung des Bürgerpreises der deutschen Zeitungen an Nora Weisbrod.

Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dirk Niebel, würdigte Nora Weisbrod vor rund 120 geladenen Gästen aus Politik und Medien in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz. Dirk Niebel: „Entwicklungspolitik ist keine staatliche Aufgabe allein. Entwicklungspolitik braucht, um erfolgreich zu sein, starkes Engagement in Zivilgesellschaft und Wirtschaft. Nora Weisbrod und ihre Initiative können deshalb Vorbild sein für andere Menschen.“

"Diese Auszeichnung gilt allen Schülerinnen und Schülern, die sich mit dem Team von Aktion Tagwerk für Gleichaltrige in Afrika engagiert haben", betonte Nora Weisbrod. Die Zeitungen seien für dieses Engagement unverzichtbar. Sie berichteten über die Aktionen und würden selbst Teil der Kampagne, weil sie vielfach Hilfsprojekte in  Wort und Bild vorstellten. 

Nora Weisbrod (29) gründete 2002 noch als Jugendliche den gemeinnützigen Verein "Aktion Tagwerk", der zunächst in Rheinland-Pfalz und heute im gesamten Bundesgebiet die Kampagne "Dein Tag für Afrika" organisiert. Schülerinnen und Schüler arbeiten einen Tag lang freiwillig in Unternehmen, bei Freunden und Bekannten oder veranstalten sonstige Schulaktionen. Das Entgelt kommt Bildungsprojekten für Kinder und Jugendliche in Ruanda, Burundi und Südafrika zugute. Am "Tag für Afrika 2012" beteiligten sich rund 200.000 Schüler, die 1,4 Millionen Euro für den guten Zweck erarbeiteten und dabei zugleich selbst erste Erfahrungen in der Berufswelt sammelten.

Preisträgerin Nora Weisbrod

Preisverleihung des Bürgerpreises 2012
BDZV

Grußwort anlässlich der Preisverleihung Grusswort von Helmut Heinen, Präsident Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, anlässlich der Verleihung des Bürgerpreises der Deutschen Zeitungen Nora Weisbrod am 21. Februar 2013 in Berlin

Es gilt das gesprochene Wort!

Wenn das Wort "Afrika" fällt, hat gewiss jeder von uns sofort Bilder und ein Stück, sein Stück Afrika vor Augen. Gewiss fallen diese Bilder alle unterschiedlich aus – der Kontinent ist schließlich riesig. Aber ebenso gewiss sind in diesem imaginären Afrika immer auch Bilder von Hungersnöten, von Soldaten und Kriegswaisen und von Hilfsaktionen jeder Art vorhanden. Hunderte solcher Unterstützungsmaßnahmen, staatliche wie private, dürfte es allein in Deutschland geben. Viele darunter sind einfach großartig – und einige sind doch noch einmal ganz etwas Besonderes. Darüber wollen wir heute Morgen sprechen. Herzlich willkommen zur Verleihung des Bürgerpreises der deutschen Zeitungen!

Ganz besonders begrüße ich nun aber den eigentlichen Anlass der heutigen Zusammenkunft, unsere Preisträgerin, Frau Nora Weisbrod. Mit der von ihr gegründeten Aktion Tagwerk ist sie die Protagonistin heute Morgen. Seit zehn Jahren bewegt sie mittlerweile hunderttausende Kinder und Jugendliche in Deutschland dazu, die Lebensbedingungen ihrer Altersgenossen in Afrika entscheidend zu verbessern und ihnen einen Tag ihres Lebens zu schenken. Das ist ein grandioses Projekt. Herr Minister Niebel wird dazu gleich noch einiges sagen. Und so hat auch diesmal die Jury der Chefredakteure, der ich hiermit meinen herzlichen Dank für die geleistete Arbeit ausspreche, eine kluge Wahl getroffen, als sie auf Vorschlag der „Allgemeinen Zeitung“ in Mainz und des „Wiesbadener Kuriers“ Frau Nora Weisbrod zu unserer Bürgerin des Jahres erklärte.

Diese Wahl liegt nämlich in den Händen der größten und kompetentesten Jury, die wir aufbieten können – bei den Chefredakteuren an unseren Zeitungen. Wer wüsste wohl besser Bescheid über die Nöte, Sehnsüchte und Wünsche der Menschen als gerade die Zeitungen und ihre Macher, die Tag für Tag das Zeitgeschehen reflektieren, kommentieren und die im ständigen Dialog mit ihren Lesern stehen? Und das ja längst nicht mehr nur in gedruckter Form, sondern auch online und mobil, 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.

Als wir im vergangenen September zum dritten Mal die Chefredakteure um Vorschläge für eine mögliche Preisträgerin oder einen Preisträger baten, fielen die Vorschläge einmal mehr ganz unterschiedlich aus. Es waren namhafte Persönlichkeiten darunter.

Es waren aber eben auch zahlreiche gar nicht prominente oder allenfalls lokal bekannte Persönlichkeiten und Organisationen dabei:

  • aus Hamburg war das zum Beispiel das Spendenparlament, bei dem Bürger über die Verwendung ihrer monatlichen 5-Euro-Spenden in regelmäßigen Abständen selbst mit bestimmen,
  • aus Hildesheim waren es engagierte Bürger, die jedes Jahr in den Sommerferien ein einwöchiges Olympiacamp für Kinder hochziehen und dabei auch schon eine Spitzensportlerin hervorgebracht haben,
  • der härteste Rivale um den aktuellen Bürgerpreis kam übrigens aus Braunschweig und hat bis heute weder Name noch Gesicht. Dieses „Wunder von Braunschweig“ hatte die Braunschweiger Zeitung vorgeschlagen, einen anonymen Bürger, der immer wieder Zehntausende Euro für wohltätige, kirchliche oder pädagogische Einrichtungen in der Stadt bar hinterlegt hat, und zwar in Gesangsbüchern, Briefkästen oder unter Fußmatten. Den Zweck benannte dabei jeweils ein Ausriss aus dem Lokalteil der Zeitung.

Hilfsaktionen für Kranke in Ghana und Entwurzelte auf Haiti wurden nominiert. Die millionenteure Errichtung einer Kinderkrebsklinik in Düsseldorf wie eines wirtschaftlichen Studiengangs samt Hörsaal in Regensburg sind auf vorbildliches bürgerschaftliches Engagement zurückzuführen. Eingereicht wurden Projekte zur Verkehrserziehung von Berliner Kindern, zur Gewaltvermeidung in Bremer Brennpunkt-Stadtteilen und zur unentgeltlichen ärztlichen Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung in der Malteser Migranten Medizin in Kassel.

Fast jedes nominierte Konzept ist bundesweit übertragbar. Dahinter stecken Frauen und Männer, die Vorbild sind. Sie zählen zu der erfreulich großen Gruppe von Menschen, die sich für die Gemeinschaft einsetzen und über die unsere Zeitungen deshalb berichten.

Nicht nur die Parteien, auch die Medien und ganz besonders wir Zeitungen, bei denen die Politikberichterstattung sozusagen zur DNA gehört, beklagen oder bedauern gelegentlich die Politikverdrossenheit der Bürger. Dabei unterschätzen wir vielleicht allzu leicht die immer schnellere Taktung der Neuigkeiten und die große Komplexität der verhandelten Themen.

Only bad news are good news? Gerade was den afrikanischen Kontinent angeht, scheint dies allzu oft der Fall zu sein. Und ich will gar nicht über die spannenden, aufbauenden, interessanten Geschichten sprechen, die uns von dort auch erreichen könnten, wenn die Medien sie denn erzählten – das können meine Nachredner gleich viel besser tun.

Ganz sicher sehe ich es jedoch als Aufgabe der Zeitungen an, unseren Lesern kontinuierlich auch von den weit entfernten Regionen dieser Welt zu berichten. Ob Mali, Mosambik, Elfenbeinküste oder die Staaten der Arabellion am Mittelmeer – sie alle verdienen unsere Aufmerksamkeit und unser Interesse. Und manchmal haben wir dank Menschen wie unserer Preisträgerin Nora Weisbrod und ihrem Team von der Aktion Tagwerk die Chance, Interesse in tätige publizistische Unterstützung umzusetzen, gleichsam als Anschub für die Graswurzelarbeit vor Ort, von jungen Leuten für junge Leute.

In einer zunehmend komplexer werdenden Welt sollten wir das Streben nach Teilhabe aus meinem Verständnis heraus unbedingt begrüßen und fördern. Unsere Zeitungen können dabei eine gar nicht hoch genug zu schätzende Rolle der Vermittlung, Erläuterung und Einordnung spielen: Wir brauchen aufmerksame, engagierte und manchmal auch mutige Menschen, die mit ihrem Talent und ihren Ideen für eine bessere Welt und insbesondere für eine bessere Zukunft benachteiligter Kinder und Jugendlicher in dieser Welt arbeiten. Wir brauchen Zeitungen, die über diese Menschen berichten und ihre Arbeit positiv verstärken.

Download des vollständigen Grußworts als PDF

Preisverleihung an Nora Weisbrod