Lorenz Wagner

Kurzbiographie des Preisträgers in der Kategorie Reportage

Jahrgang 1970, Studium in Frankreich, Journalistenschule, ging 1999 zur Financial Times Deutschland. Seit 2013 Redakteur beim Süddeutsche Zeitung Magazin. Im Herbst erscheint sein erstes Buch “Und dann kam Kai” - die Geschichte eines Hirnforschers und seines Sohnes, die den Blick auf Autismus verändert.

Portraitfoto von Lorenz Wagner
Julian Baumann

Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?

Ich las in der Bild Zeitung, dass die Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus nicht in die 1. Liga aufgestiegen war, obwohl sie in der geheimen Notenrangliste der 2. Liga auf Platz 1 stand. Die Männer hinter ihr stiegen auf. Ich fragte mich: Wer ist diese Frau, die offensichtlich diskriminiert wird, sich aber nicht entmutigen lässt? Mir war bewusst, dass sie vor ihrer entscheidenden Saison steht: Aufstieg oder endgültig Scheitern an der “Gläsernen Decke”.
Vor allem sollte es Porträt und Reportage sein: Steinhaus als Mensch, Schiedsrichterin. Die logische Recherche: viele persönliche Termine, in dem Fall über ein halbes Jahr hinweg. Das wichtige Überthema - wie eine Frau in der Männerwelt benachteiligt wird - sollte immer mitschwingen, aber nicht dominieren. Steinhaus’ Geschichte sollte für sich sprechen.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?

Steinhaus ist seit zehn Jahren eine öffentliche Person. Sie gilt als verschlossen. Auch das Schiedsrichtwesen schottet sich ab. Es ging also darum, zu ihr einen Zugang zu finden, und einen Einblick in diese Welt.
 

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?

Er entdeckt. Erzählt spannend. Ist wahrhaftig.
 

Was braucht ein herausragender Artikel?

Er fesselt, berührt, macht klüger.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung am 20. Juni in Berlin?

Ich freue mich einfach drauf.

Ab der nächsten Saison wird Bibiana Steinhaus Spiele der ersten Fußball-Bundesliga der Männer leiten – für viele ein Kulturschock. Wir haben sie auf ihrem Weg nach ganz oben begleitet

Sie läuft. Die letzten Stufen hoch, durchs Foyer, am Tisch mit den Äpfeln und Müsliriegeln vorbei, an der Stehtafel mit den Aushängen: Kursbeginn 12 Uhr, Raum Sa Torre IV, also derselbe Stock, hinten rechts. Oh, die Tür ist schon zu. Mist.

Nominierter Lorenz Wagner Kategorie Reportage

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