Caterina Lobenstein

Kurzbiographie der Autorin

geboren 1983 in Jena, kam 2014 zur ZEIT. Schrieb als Redakteurin im Wirtschaftsressort vor allem über Migration und Verteilungsfragen. Seit 2018 berichtet sie als Korrespondentin aus dem politischen Berlin. Hat Politik- und Musikwissenschaft studiert und ihre journalistische Ausbildung an der Henri-Nannen-Schule in Hamburg absolviert. 

Portraitfoto von Caterina Lobenstein
Caterina Lobenstein

Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?

In einer Themenkonferenz mit den Kollegen aus dem Wirtschaftsressort der ZEIT. Am Anfang der Recherche stand die simple Frage: Wenn Altenpfleger so gefragt sind - warum verdienen sie dann nicht mehr? Auf der Suche nach einer Antwort habe ich mit vielen Experten gesprochen, mit Ökonomen, Soziologen und Philosophen, mit Pflegerinnen und Heimbetreibern, mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden. Die Antwort war, wie fast immer bei einfachen Fragen, am Ende ziemlich komplex.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei? 

Damit die Geschichte trotz der Komplexität des Themas anschaulich und lesbar wird, wollte ich sie am Beispiel einer einzelnen Altenpflegerin erzählen und möglichst tief in ihren Arbeitsalltag eintauchen. Ich musste also eine Pflegerin finden, die bereit war, mich trotz des irren Arbeitspensums mitzunehmen. Und ein Heim, dessen Betreiber und Bewohner sich vorstellen konnten, mich für ein paar Tage reinzulassen. Viele Heime mauern, wenn sie Anfragen von Journalisten bekommen. Wir berichten ja meist von Missständen und Skandalen, von gewalttätigen Pflegern und vernachlässigten Bewohnern. Die Skepsis war deshalb groß und es hat ein paar Monate gedauert, aber schließlich bin ich mithilfe eines Arbeitgeberverbands auf das Heim gestoßen, das ich für meinen Artikel besucht habe – und auf meine Protagonistin Heike Noe.

Wie wurden Sie unterstützt?

Zuallererst von Frau Noe selbst, von ihren Kolleginnen, vom Geschäftsführer und von den Bewohnern des Heims, die mir mit großer Offenheit, Herzlichkeit und Geduld begegnet sind. Und von den wunderbaren ZEIT-Kollegen, die die Geschichte betreut haben.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?

Zeit und Geld für Recherche. Hartnäckigkeit. Furchtloser und respektvoller Umgang mit Protagonisten. Die Bereitschaft, gute Geschichten auch auf Pfaden zu suchen, die erstmal abwegig erscheinen oder sich vermeintlich schnell als Sackgasse erweisen. Chefs, die all das möglich machen.
 

Was braucht ein herausragender Artikel?

Einen Autor, der nicht nur gut erzählen, sondern auch gut zuhören kann.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung am 20. Juni in Berlin?

Dass ich endlich ein Bier mit dem Kollegen Patrick Bauer vom SZ-Magazin trinken kann, der ebenfalls nominiert ist - und meinen Lieblingstext des Jahres 2017 geschrieben hat.

Die Altenpflegerin Heike Noe gehört zu den begehrtesten Fachkräften des Landes. Doch obwohl sie so gefragt ist, wird sie schlecht bezahlt. Wie kann das sein?

Würde sich der Wert einer Arbeitskraft an ihrem Fleiß bemessen, an der Erfahrung, die sie gesammelt hat, an den Unannehmlichkeiten, die sie erduldet, und an der Verantwortung, die sie trägt, dann wäre Heike Noe eine reiche Frau.

Nominierte Caterina Lobenstein

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