Anne Lena Mösken

Kurzbiographie der Preisträgerin in der Kategorie Lokales 2018

ist Redakteurin im Team Story der Berliner Zeitung. 2003 kam sie zum Studieren nach Berlin. Bevor sie ihr Volontariat bei der Berliner Zeitung machte, schrieb sie als freie Autorin über Subkultur und Nachtleben, über Rechtsextremismus, Gentrifizierung, Start-ups und alles, was sie so neugierig machte. Nach zwei Jahren in der Lokalredaktion, wechselte sie im Sommer 2016 in die digitale Redaktion, wo sie sich um die Social-Media-Kanäle kümmerte. Im Team Story schreibt sie jetzt fürs Magazin und die Seite 3 der Berliner Zeitung Reportagen und Interviews.

2012 erhielt sie für das Porträt „Ihr Kampf“ den Otto-Brenner-Preis in der Kategorie „Newcomer“.

Portraitfoto von Anne Lena Mösken
Anne Lena Mösken

Im Interview

Wie entstand die Idee zu Ihrem Beitrag und wie haben Sie recherchiert?

2015 und 2016 waren die Jahre, in denen der Terror plötzlich zum Alltag in Europa wurde. Paris, Brüssel, Nizza, Berlin. Man hatte das Gefühl, dass es überall und jederzeit passieren könnte. Ich habe mir irgendwann die Frage gestellt, wie eigentlich das Leben der Betroffenen weitergeht, wenn das öffentliche Interesse nachlässt, wenn die Medien da waren, die Politiker ihre Beileids- und Dankesbekundungen vorbeigebracht haben. Ich hatte das Gefühl, dass wir als Gesellschaft, in der Terror alltäglich geworden ist, mehr darüber wissen müssen, wie wir mit den Menschen umgehen, die davon betroffen sind. Ich bin dann in einem Bericht über die Verarbeitung von Trauma auf die Rettungssanitäterin Diana Wieprich gestoßen, die am 19. Dezember 2016 zufällig auf dem Breitscheidplatz war, als Anis Amri mit einem Sattelzug in den Weihnachtsmarkt raste. Sie wurde in dem Bericht kurz zitiert mit einem Satz darüber, wie groß der Druck ihres Umfelds auf sie war, zur Normalität zurückzufinden. Mich hat das berührt. Ich wollte wissen, was so ein Trauma mit einem Leben macht. Diana Wieprich war dann bereit, mir ihre Geschichte zu erzählen. Erst da habe ich davon erfahren, was der Anschlag auf dem Breitscheidplatz für die Ersthelfer bedeutet hat. Sie sind eine Gruppe von Betroffenen, die irgendwie untergegangen sind. Sie waren nicht offiziell als Helfer vor Ort – sie waren aber auch keine Opfer, da sie bei dem Anschlag körperlich unversehrt geblieben sind. Damit sind sie mit ihrem Leid durchs Raster gefallen. Darüber wollte ich schreiben.

Vor welchen Herausforderungen standen Sie dabei?

Wie erzählt man das Grauen, den Schrecken, Tod und Leid? Was hält der Leser aus, was schreckt nur ab? Wie viel davon ist nötig, um zu verstehen, was Diana Wieprich erlebt hat? Wo ist die Grenze zwischen Empathie und Voyeurismus?

Von wem und/oder wie wurden Sie dabei unterstützt?

Von meiner Redaktion, die mir das Vertrauen geschenkt hat, dass aus einem vagen „Ich porträtiere eine Ersthelferin vom Breitscheidplatz“ eine gute Geschichte werden würde, und den Kollegen aus meinem Team, die mir wertvolles Feedback gegeben haben.
Von Diana Wieprich und Felix Freund, die bereit waren, für mich die Erinnerungen wieder hochzuholen - was insbesondere für Diana zu diesem Zeitpunkt noch sehr schmerzhaft war -und mit mir sehr persönliche, emotionale Gespräche zu führen.

Was macht für Sie persönlich guten Journalismus aus?

Er hinterfragt und hält es aus, wenn es keine einfachen Antworten gibt.
 

Was braucht ein herausragender Artikel?

Relevanz, Spannung und den Mut, eine Haltung einzunehmen.

Was erwarten Sie von der Preisverleihung am 20. Juni in Berlin?

Inspiration und gute Gespräche mit den Kollegen.

Die Rettungssanitäterin Diana Wieprich war zufällig mit ihrem Freund auf dem Breitscheidplatz, als Anis Amri einen Lkw in den Weihnachtsmarkt steuerte und zwölf Menschen tötete. Die beiden gehörten zu den ersten Helfern vor Ort. Sie selbst wurden mit dem Erlebten alleingelassen. Über das Weiterleben nach dem Terror.

Nominierte Anne Lena Mösken Kategorie Lokales

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